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Zusammenfassung Thorjans Frühjahrsputz

#1
Thorjans Frühjahrsputz (#066)



Zeitpunkt des Auftrages:
30. Regenmond des Jahres 1357

Teilnehmer:
Arthur Felljäger, Jäger und Expeditionsinitiator
Leto Kynes, Leutnant, damals noch Oberwachtmeister
Archibald Cato, Waffenbruder
Moreno di Vitale, Stadtmeistereiangestellter
Wernher Rothenstein, Rekrut und Medikus

Herr Felljäger sprach mich schon eine Weile vor dem Kartographenauftrag wegen der Säuberung und Instandsetzung der Gewölbe unter dem Thorjanschrein an. Vielleicht hatte er den Auftrag sogar initiert, ich weiß es nicht. Ich wusste nicht einmal daß die Gewölbe zum Schrein dazu gehören. Wie sich zeigte hatte er auch andere Bürger bereits angesprochen, denn zum vereinbarten Zeitpunkt gesellte sich der gut gerüstete und kampferfahrene Leutnant Kynes, der damals noch Oberwachtmeister war, sowie Herr Moreno di Vitale, den ich bisher vor allem als geschäftstüchtigen Stadtangestellter kannte, und der sich sehr auf seine Fähigkeiten mit dem Rapier zu verlassen schien. Am Treffpunkt an der alten Linde erwartete uns bereits der kurz zurvor auf der Insel angekommene Ordensbruder Cato in seiner Ordenstracht, ein älterer Veteran der Kirche mit einem ruhigen Gemüt, der schon in den Kreuzzügen gegen die Haldaren gekämpft hatte, was ihn mir gleich ein Stück weit sympatischer machte. Herr Felljägers Kampffähigkeiten als vermutlich bestem Schützen der Insel waren mir zu diesem Zeitpunkt bereits vertraut, brachte ich doch so manchen Augenblick in den Minen von Mamoria damit zu, seine Armbrüste nachzuladen.

Verabschiedet in der Stadt wurden wir von Frau de Sahir, die immer von mir Fräulein Chilaili genannt werden möchte, Herrn Morgenstern und Protektor Konstantin Lind, wobei letzterer uns noch ein gutes Stück begleitete.

Außer Waffen hatten wir Werkzeuge und Baumaterial für die Instandsetzung des Gewölbes dabei sowie einige Gaben für Thorjan. Eine große Hirschfigur, die wir in der Priorei abholten, Jagdtrophäen von Herrn Felljäger, darunter der Schädel eines weißen Hirschen, und einen kleinen Glashirsch, der mir meisterlich gelungen war. Er wirkte fast lebendigt und durch die Anrauung des Glasess wie von Eis überzogen. Wegen all dieses Materials hatten wir einen Karren dabei, den wir knapp hinter der Brücke abstellten.

Felljäger und Kynes waren bester Laune und fast überschwänglich, Cato dagegen mahnte uns immer wieder auf Fallen zu achten. Zur Sicherheit hatten wir einige Seile dabei, die wir aber leider erst zu spät verwendeten, wie sich zeigen sollte. Zunächst befreiten wir den verborgenen Eingang von Ranken, die Kynes gekonnt wegschwäbelte. Während Cato erneut zur Vorsicht gemahnte, forderte Kynes Mut und Taten. Wie soll ein einsturzgefährdeter Schrein Fallen enthalten war sein Argument, dem ich nicht ganz folgen konnte. Felljäger fasste sich als erster Mut und ging voran, den engen Weg nach Fallen absuchend. Und in der Tat, er wurde fündig und es gelang ihm vor einem Stolperdraht zu stoppen. Den beiden hinter ihm, Vitale und Cato, allerdings nicht. Felljäger wurde unsanft angerempelte und trat in den Draht. Es klickte mehrfach, doch die Fallen waren wohl überaltert und lösten nicht korrekt aus. Felljäger berichtete später daß es versteckte Armbruste gewesen sind. Er ging weiter voran, doch einige Schritt später rutschte er auf dem bröckeligen Boden aus und löste erneut eine Falle aus. Diesmal hörten wir einen Bolzen einschlagen, gefolgt von einem Schrei Felljägers. Eilig versuchte ich zu ihm gelangen, doch ohne Warnung über den im Dunklen nur schwer auszumachenden Abgrund zur rechten des Weges trat ich ins Nichts, zusammen mit Vitale der mir Platz machen wollte. Doch Stephanie hatte ein Einsehen mit uns. Wir pfählten uns nicht auf den Tropfsteinen am Boden, sondern landeten unsanft aber nicht tödlich auf hartem Stein. Nun hätten wir in aller Ruhe ein Seil anschlagen können, um uns beide zu bergen, doch ein Zischen aus einer Felsspalte kündete von weiterem Unheil. Kynes hielt es wohl für das Zischen einer Lunte, denn er schrie laut "Bombe! Bombe, raus hier!" und rannte aus dem Gang. Doch es war nur eine kleine Schlange, die Vitale gekonnt mit seinem Rapier erledigte. Vitale wollte die Schlange mitnehmen um Schuhe daraus zu machen. Ich gemahnte zur Vorsicht mit ihren Zähnen, nicht daß Vitale sich vergiftete. Dann entdeckte ich am Boden eine Schriftrolle, wollte sie mir näher anschauen. Just in diesem Moment zischte es erneut und eine zweite Schlange schnellte hervor, biss mich in die Hand, das Drecksvieh, und verzog sich dann in irgendeine Ritze.
Wir kletterten empor. Oben wollte ich die Schlange von Vitale anschauen, um sicher zu gehen daß mich keine Giftschlange gebissen hatte. Gerade als ich nach ihr greifen wollte wurde mir schwindelig und ich faste daneben. Oder auch nicht, wie man es sieht, denn ich stach mich an einem ihrer Zähne. Cato ermahnte mich zur Vorsicht, eine Schlange sei kein Spielzeug. Während ich die Wunde säuberte und reinigte untersuchte nun Felljäger die Schlange und bestätigte daß es eine Giftschlange war. Woraufhin Kynes überraschend selbstlos meine Hand nahm, das Gift aussaugte und wegspuckte.
Geschwächt und etwas benommen folgte ich der Gruppe, bis wir in einem Vorraum mit drei Türen ankamen. die mittlere gerade aus wirkte schwer und war aus Metall. Der Stein war brüchig, teils bemoost. Ich hörte ein Rascheln, doch konnte nicht sagen ob es eine Einbildung war. Niemand sonst schien es zu hören. Vitale wendete sich mit dem Rapier der rechten Tür zu. Ein Geräusch wie von einer Kette und Sprungfeder folgte sowie ein Schrei. Irgendein Schuft hatte direkt hinter der Tür eine Bärenfalle plaziert, allerdings nicht am Boden sondern an der Decke. Diese hatte sich nun in Vitales Schulter verbissen. Cato befreit ihn und ich versorgte ihn.
Felljäger las das Schriftstück vor, das ich gefunden hatte, und das von einem Bruder Dous stammte. Irgendwas von einem Labor und einem ES. Cato hatte derweil gefährliche Tropfsteine im Raum ausgemacht, was Kynes zu einem unflätigen Witz veranlasste, bevor er sie durch lautes Gestampfe herabfallen ließ. Cato entdeckte noch eine weitere Falle, ein Netz voller Steine. Felljäger und ich zerschossen es. Der Raum schien gesichert, zumindest dachten das einige, darunter Vitale, der unbekümmert die herumstehende Kiste untersuchte und in eine Glasscherbe griff. Die Anderen hatten mehr Glück und fanden weitere Schriftstücke, die wohl Seiten aus einem Tagebuch waren. Während ich Vitale erneut verarztete, erkundeten die andern drei den gegenüber liegenden Raum. Erneut wurden Armbrustfallen ausgelöst, Tropfsteine herabgerüttelt. Wir bekamen vor allem die Erschütterungen mit und die Einschläge der Bolzen. Danach schien alles sicher.

Wir putzten die Räume und den Vorraum, verteilten unsere Gaben auf einfachen Regalen, die Felljäger zusammenzimmerte. Nachdem der rechte Raum hergerichtet war, wollte ich schauen wie es im linken voran ging. Felljäger wollte gerade einen weitern Stützbalken einsetzen, während Cato den großen Holzhirsch hereinschleppte. Das war wohl zu viel für den Raum. All das Baumaterial, die Gaben, wir und die Einschläge durch die Fallen waren zu viel für den mürben Boden, der ohne Vorwarnung unter uns wegbrach. Wir stürzten durch eine Felsspalte in die Dunkelheit, schabten an einer fast lotrechten Wand entlang und schlugen deutlich tiefer als zuvor auf dem Steinboden beziehungsweise auf dem großen Holzhirsch auf. Erinnerungen an Mamoria wurden wach, alle husteten und es war stockfinster bis die Laternen erneut entfacht waren.
Cato war der Meinung, daß wir das Labor, von dem der Tagebuchauthor geschrieben hatte, gefunden hatten. Und er sollte recht behalten.

Wir erkundeten die Umgebung. Ein Stück den Tunnel entlang öffnete sich vor uns ein großer Raum mit einem Brunnen in der Mitte. Alles wirkte verfallen, war übersät von Moos und Spinnweben. Doch irgendetwas war seltsam. Erst dachte ich die Schatten wären zu dunkel und zahlreich, doch dann erkannten wir, daß nicht nur der Brunnen voll schwarzem Schleim war, sondern daß der Schleim von einer Treppe an der Seite des Raumes über den Boden dorthin rann. Wir versuchten so gut es ging ihm auszuweichen. Wir konnten zwei weitere Durchgänge ausmachen, rechts und geradeaus. Erneut laß ich mir die Seiten durch. Ich laß von Brüdern, etwas Üblem und einem Kampf. Doch das bereitete mich nicht auf das vor, was wir im nächsten Raum fanden. Es zeigten sich uralte Spuren eines Kampfes, trockenes Blut, teils fünf Schritt die Wand hinauf gespritzt, verkohlte Stellen, alte Rüstungen und Waffen. Das war kein normaler Kampf gewesen, soviel war klar. Als ich vom Vermerk der Brüder im Tagebuch berichtete, folgerte Felljäger daß es vielleicht der Orden des weißen Astes gewesen sein konnte, der hier gegen etwas gekämpft hatte.

Kynes und Cato folgerten, daß das hier bekämpfte Biest wohl hinter der Metalltür verbannt worden war, die wir Deyn sei Dank nicht geöffnet hatten. Wie ein Omen rumpelte es hinter uns, vermutlich stürzte irgendwo gerade noch etwas ein.

Wir gingen weiter, untersuchten den zweiten Raum, der zum Teil eingebrochen war. Im intakten Bereich fanden wir eine Art Laboratium vor. Ein Kohlehaufen, intakte alchemische Gerätschaften und weitere Materialien wirkten alle noch brauchbar, darunter Schwefel und Salpeter. Es wirkte wie jener schwarze Teil der Alchemie, der uns Alchemisten vielerorts einen schlechten Ruf bescherte. Wir fanden viele fremdartige Zeichen, Vitale sogar einige Schriftrollen, deren Inhalt ich als alt-sorridianisch identifizierne konnte. Ich nahm sie zur späteren Analyse mit. Nun hieß es erstmal einen Ausweg suchen. Zu letzt liefen wir dem im großen Brunnenraum die Treppe herab rinnenden Schleim entgegen nach oben. Leider endete sie an einer Wand, in der nur ein dünner Riß zu finden war, aus dem der schwarze Schleim kam. Kynes grub etwas, doch es blieb eine Sackgasse. Die Untersuchung der Wände führte dazu, daß sich alle außer mir mit dem Schleim besudelten. Doch er blieb nicht haften, sondern löste sich wie von einem unseeligen Trieb geleitet, tropfte herab und verband sich wieder mit dem Schleim, der die Treppe hinab floss. Saßen wir in der Falle? Vielleicht. Doch ein Riß etwas unterhalb der Schleimaustrittstelle gab uns die Hoffnung, daß sich dahinter vielleicht das obere Ende des Schachtes, durch den wir gefallen waren, befinden könnte. Wir wollten uns auf keinen Fall zutritt dorthin verschaffen, woher der schwarze Schleim kam. Ich fragte vorsichtig in die Runde, ob ich etwas Schwarzpulver mischen soll. Es war riskant doch es schien unsere einzige Option zu sein, die nicht darin endete, daß wir uns tagelang mit einem Spaten und anderen unpassenden Werkzeugen durch Felsgestein schlagen oder eine unmögliche Kletterpartie riskieren mussten - oder gar nicht mehr hier heraus kamen.
Das Schwarzpulver war schnell hergestellt, einige damit eingeriebene Ranken verwendeten wir als notdürftige Lunte. Die Sprengung war erfolgreich, doch der Fluss des Schleims hatte sich verstärkt, auch erzitterte das Gewölbe und Gestein rieselte herab. Mit Mühe kämpften wir uns gegen den stärkeren Schleimstrom die Treppe hinauf. Wir sahen Licht, einen größeren Riss oben, dort von woher der Schleim kam. Doch er war zu klein, ebenso der untere Riß am Ort der Sprengung! Verdammt. Doch was war das? Durch das obere Loch sahen wir ein blendend helles Licht, das wir nur kurz anschauen konnten, dazu Eisengitter und...war das dahinter etwa die Metalltür vor der wir vorhin gestanden hatten? Cato vermutete dies auch, er nannte das helle Objekt gar ein Heiligtum. Dann sahen wir etwas, das ich am liebsten gleich wieder vergessen wollte. Es war dunkel, schwärzer als jede Nacht, das sich mitten im blendenden Licht befand. Doch dann erglomm das Licht umso stärker, blendete mich, und während ich noch die Gänsehaut vom Anblick der unheiligen Dunkelheit hatte, hatte ich das Gefühl, als hätte mich das Licht am Kragen gepackt und mit göttlicher Stärke durch den Raum geworfen, wir hörten Metall klirren und scheppern...und dann? Ein lauter metallischer Schlag, eine metallne Tür die hinter uns zu schlug.

Wir standen alle fünf wieder vor der Metalltür, im Vorraum mit den drei Türen. Erschrocken, nein entsetzt trifft es besser, überrumpelt. Langsam wieder unsere Sicht zurück erlangend, sendeten wir ein Stoßgebet an Deyn. Hatten wir dem Übel geholfen? War dies sein Gefängnis, das wir nun geschwächt hatten? Hatte das Licht, das das Dunkel im Zaum hielt, uns gerettet, sich dafür gar noch weiter geschwächt? Wir hofften das beste und schickten weitere Stoßgebete zu Deyn. Dann vollendeten wir noch die letzten Reste unserer eigentlichen Aufgabe, und Cato sprach ein Gebet an Solerben. Da er sich nicht anschickte auch eines für Thorjan zu sprechen, übernahm ich dies. Vor der Rückkehr versorgten wir unsere Wunden und stärkten uns ein wenig mit Speis und Trank, wobei mir mulmig zumute war. Einerseits war dies ein Thorjansschrein, andererseits wussten wir nun, was nur wenige Schritte hinter dieser Metalltür lag.

Wir verabredeten was wegen der Bedrohung zu tun war, wobei klar war, daß die Aufgabe dem Orden zufallen würde. Aber auch ich würde mit der Übersetzung der Schriften meinen Beitrag leisten. Bevor wir aufbrachen konnten Vitale und ich die Gruppe dann doch noch zu einem Gebet am Thorjansschrein überreden, daß Ordensbruder Cato hielt.
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