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Zusammenfassung Deserteur auf Abwegen

#1
[Bild: xWSlC2s.png]
Nach der Rückkehr in die Kaserne rödelt sich Anton mit der Hilfe seines Mitrekruten Albrae Schiffbauer ab. Als Albrae schon im Bett liegt und den Schlaf der Gerechten schläft, sitzt Anton noch auf seiner Bettkante. Er schaut auf seine linke Schulter, den Verband der dort drumgewickelt liegt. Zum Glück nichts all zu ernstes, aber gesessen hatte dieser Schuss auf jeden Fall. Dann schaut er auf seinen Ehering und versinkt in Gedanken.

Das war also mein erster Feldeinsatz. Was du wohl davon gehalten hättest, mein Schatz?
Schiffbauer und ich hatten Kynes darum gebeten, Brandt auf der Suche nach dem Deserteur begleiten zu dürfen, da er noch nicht all zu gut erholt aussah. Gemeinsam mit den Ordensbrüdern Groß und Lind und einigen Bürgern machten wir uns auf die Suche. Sogar Frau Fuchs war dabei, aber ich glaube, sie wollte nur auf Brandt aufpassen und hatte weniger Interesse an dem eigentlichen Auftrag. Jemand hatte einen Karren mit Fässern als Deckung gebracht - das war mir schon ein Signal dafür, dass der Gesuchte wohl wirklich sehr gefährlich sein muss. Gemeinsam gingen wir zunächst an den Ort, wo der Gesuchte zuletzt gesehen wurde. Von dort nahmen wir seine Fährte auf gen Norden. Bis zur Brücke über den Fluss ging es auch noch gut voran. Entlang des Pilgerweges wurde der Wald aber immer dichter und schließlich landeten wir an einem Abhang. Es führte zwar eine Leiter herunter, doch was sollte mit dem Wagen geschehen? Die Gruppe schwärmte aus, um einen passenden Abstieg zu suchen, ich zog es vor die kräftige Frau zu beschützen, die den Wagen zog. Höchst beeindruckend, muss ich neidlos gestehen! 

Letztlich wurde ein Abstieg gefunden, der Wagen mit Seilen gesichert und wir bemühten uns, ihn vorsichtig hinabzulassen. Leider lief das nicht ganz so rund. Der Wagen blieb zwar im Großen und Ganzen intakt, jedoch stellte Schiffbauer fest, dass das linke Vorderrad praktisch hinüber war. Ein wenig würde es noch halten, aber Deyn weiß, wie lange. So schlugen wir uns weiter durch und kamen schließlich an einem Ort durch, den ich bestenfalls als zerstörte Siedlung ausmachen konnte. Wer - oder was - hier wohl gewütet hat? Es gab hier eine Brücke über einen weiteren Fluss, die allerdings voller Trümmer lag. Sie wurden kurzerhand beseitigt und so konnte es weitergehen. Wir kamen kurz darauf an einem Schrein der heiligen Aenyna vorbei und unweit dessen lag erneut eine Brücke. Diesmal deutlich größer und intakt. 

Jenseits davon war ein Strand, an dem Lind etwas frustriert wurde. Offenbar lag hier einst ein Boot, das der Gesuchte genutzt haben soll. Es war jedoch fort und Spuren waren auch schon lange keine mehr zu finden. So wurde ausgeschwärmt und nach weiteren Möglichkeiten gesucht. Erneut verblieb ich beim Wagen und hütete die kräftige Frau und Frau Fuchs. Doch es blieb ruhig - zum Glück. So konnte ich die Schönheit der Insel in aller Ruhe auf mich wirken lassen. Vögel zwitscherten, Vögel, die ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Eine sanfte Brise umspielte meine Wangen und trug den Duft des Heeres an mich heran - von Langusten und Seeigeln. Sogar ein kleiner Frosch hüpfte vorbei. Es hätte dir hier sehr gefallen, mein Herz.

Als die Gruppe sich wieder sammelte wurde beschlossen, den Wagen zurückzulassen. Eine weise Entscheidung - war er doch in dieser Umgebung mehr Klotz am Bein, statt Hilfe. Wir schlugen uns durch die Berge entlang der Küste. Ein herrlicher Ausblick! Hier gründ und blüht alles - Sträucher, Kräuter, Beerenbüsche, Bäume...das Summen von Bienen liegt in der Luft. Es wäre für dich das Paradies auf Erden gewiesen. Hinter einem verlassenen Kloster entdeckten wir einen Steg am Fuße der Klippen. Dort lag ein Boot. Der Gesuchte ging wohl davon aus, dass ihn so weit ab niemand entdecken würde, sonst hätte er es besser versteckt. Wir zogen deshalb weiter nach Marmoria, um uns Boote zu leihen. Mit diesen setzten wir über und begaben uns in die Höhle des Löwen.

Die Herrschaften hatten offenbar bereits Bekanntschaft mit dem Gesuchten gemacht und warnten vor Fallen. Und tatsächlich - in jenem engen Gang, der vom Steg in die Berge hineinführte, konnte man keine zwei Schritte machen, ohne auf eine Art Mechanismus zu treffen. Öl, das über Treppen gekippt wurde- Stinkender Unrat in Beuteln, der an die Tür gekoppelt war. Einfallsreich war der Mann, das muss man ihm lassen. Groß und Fynn bildeten zunächst die Vorhut, mit Albrae und mir dahinter. Bis wir zu einer dicken, verschlossenen Holztür kamen. Die Falle der Tür wurde teilweise entschärft, dennoch löste eine dieser...Stinkbomben...aus. Wir kitteten den kleinen Schlitz, aus dem der Gestank kam und machten uns an der Tür zu schaffen. Lind ließ sich von Jorn eine Axt geben und hämmerte auf das Ding ein. Der Mann steht mir von der Statur nicht viel nach - ich denke sogar, er wäre mir gewiss ebenbürtig. Letztlich ging ihm aber doch die Puste aus, so übernahm ich. Dank seiner Vorarbeit konnte ich die Tür schließlich zerstören, so dass wir weitergehen konnten. Hier führte nun die Treppe immer tiefer in den Untergrund. Es war stockdunkel, ohne unsere Laterne hätten wir hier keinen Blumentopf gewinnen können. Der Laterne sei Dank entdeckten wir eine Steinkugel, die über der Treppe an einer Kette hing. Wir umgingen sie behutsam und fanden uns erneut vor einer Tür. Diesmal mit einem Augenschlitz - jedoch geschlossen. Lind und ich, die wir mittlerweile die Vorhut bildeten, glaubten etwas hinter der Tür zu hören und bildeten zunächst einen Schildwall. 

Da löste sich plötzlich die Steinkugel hinter uns und rollte auf uns zu. Ich schaffte es grade noch, mich umzudrehen und sah, wie einer nach dem anderen entweder grade so ausweichen konnte, oder Bekanntschaft mit der Kugel schloss. Sie wurde langsamer, jedesmal, wenn sie jemanden streifte. So öffnete ich meine Arme, ging in die Hocke und beschloss, sie aufzuhalten, bevor sie in die Tür schlagen, oder noch etwas auslösen konnte. Und tatsächlich gelang es mir! Deyn sei Dank. Während Lind und ich uns dann wieder der Tür zuwanden, tat Groß irgendwas hinter uns. Er wollte den Gesuchten ausräuchern. Auch wenn ich nicht weiß wie, hat wasimmer er getan hat Wirkung gezeigt. Wir hörten den Mann fluchen, doch raus kam er nicht. 

So stürmten Lind und ich gemeinsam durch die erstaunlicherweise offene Tür und fanden uns in einem kleinen, engen Raum mit einem Nest samt Ei und Vorhängen am anderen Ende. Lind wollte mich noch warnen, aber es kam zu spät. Ein Pfeil sauste heulend durch den Vorhang und schlug knapp neben mir im Türrahmen ein. Das überraschte mich zwar, aber dennoch ging ich mit Lind weiter und wurden endlich fündig. Hinter dem Vorhang stand der Gesuchte in einem weiteren Raum mit einem Bogen in der Hand. Wir hatten ihn offenbar auf dem Pott überrascht, so wie es roch. Ein seltsamer Raum...überall hing getrockneter Fisch, da war eine Art Becken und der Tunichtgut hatte überall Glasscherben, Eierschalgen und schmierige Flüssigkeit verteilt. Ich forderte ihn im Namen des Kaisers auf, sich zu ergeben, doch davon blieb er unbeeindruckt. Er feuerte einen weiteren Pfeil ab und der saß. Er traf mich in die linke Schulter - zum Glück hat die Platte schlimmeres verhindert. Davon etwas zur Seite getaumelt gab ich unbeabsichtigt den Weg für die anderen hinter mir frei, die sogleich hereinstürmten. Ich warnte sie noch vor der Schmiere, der Gefreite geriet trotzdem ins Schlingern und stürzte. Ich half ihm auf und ließ die anderen den Mann verfolgen, während ich versuchte, mir den Pfeil aus der Schulter zu ziehen. Ein furchtbares Gefühl, das ich nicht nochmal erleben muss. Ich begann mich sogar zu fragen, ob der Kerl die Mühe und Schmerzen wert war. Aber nun waren wir hier, also musste es auch durchgezogen werden.

Als ich aufschloss, hatten die anderen den Mann wohl bereits in die Ecke gedrängt und in einen Kampf verwickelt. Noch bevor ich das "Schlachtfeld" erreichen konnte, war es wohl vorbei. Der Gefreite hatte den Mann erschlagen. Nun weiß ich nicht, ob es der Eifer des Gefechts, ein unglücklicher Zufall, oder pure Gefühlskälte war, doch es brachte mich zum Nachdenken. Könnte ich wirklich ein Leben nehmen? Einfach so? Was meinst du, Liebes? Was würdest du von mir denken?

Das Versteck wurde dann durchsucht. Offenbar gab es hier neben seltsamen Eiern auch Drogen. Ich fand verdorbene Lebensmittel, einen Raum mit Wandmalereien und eine zerfledderte Kettenrüstung, samt eingeschlagenem Helm. Daneben lag ein Streitkolben. Ich habe nichts davon an mich genommen, da ich nicht weiß, wie das hier gehandhabt wird. Dafür habe ich dann später etwas Geld von der Gilde erhalten. Ich kann also endlich meine Schulden bei Paddy bezahlen! Vielleicht kann ich sogar gleich die Erkennungsmarke in Auftrag geben. 

Den Kopf des Gesuchten brachten wir der Silberlegion. Eine unzivilisierte Truppe, meine Güte. Die haben sich gar nicht mehr eingekriegt und gejubelt, dass die Feste wackelt. Seis drum, ich werde mit ihnen hoffentlich nicht viel zu tun haben. 

Sag, Schatz. Was hältst du von dieser Geschichte?

Anton mustert noch einen Augenblick den Ring, bevor er sich mit einem tiefen Seufzer in sein Bett legt und die Augen schließt. Alsbald entschwindet er ins Reich der Träume und erwartet das nächste Abenteuer.
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