22.05.2020, 11:27 PM
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28.05.2020, 02:15 PM von Rene345.)
Erzschürfung in Carni
Der gesamte Bericht ist auf Sorridianisch verfasst. 04.-06. März 1352 Nachdem ich Senioré Kessler von der benachbarten Insel Neu Corethon bat einen Auftrag zur Anwerbung von Gastarbeitern zum Ausheben unserer Minen im wunderschönen und just dem Heiligen Königreich unseres geliebten Gottkönigs zugefallenen Carni auszuschreiben, traf kurz darauf ein ganzes Schiff voller fleißiger Arbeiter ein. Sie mögen zwar Bewohner einer Insel der feigen Tasperiner Kriegstreiber sein, aber arbeitswillig sind sie allemal. Schon aus der Ferne sah ich ihr Schiff ankern und bald darauf stürmten sie in mein wertes Castillo. Mein Handelsgespräch mit meinem guten Partner musste ich zwar unterbrechen, aber so wie die Sonne über der Isla brennt, steht sie eben auch über Carni. Freundlich, wie ich nun einmal bin, begrüßte ich die fremden Arbeiter allesamt. Unter ihnen war eine Sorridianerin, das erkannte ich sogleich an ihrem fehlenden Akzent in unserer deyngegeben Sprache. Vom Rest schien mich nur noch ein weiterer Arbeiter zu verstehen und so bewies ich erneut meine Sprachkünste im schäbigen Tasperin. Es stimmt wahrlich, dass es eine klassenlose und verwelkte Sprache ist, aber für den Fortschritt des Gottkönigs muss das Übel am Schopfe gepackt werden! Die Arbeiter wurden angewiesen geeignete Stollen zu identifizieren und auszuheben, dafür würden sie natürlich auch bald die beschafften Sklavenarbeiter erhalten. Mir ist bei der Nutzung von Sklaven zwar ein wenig unwohl, aber Deyn wird sie nicht ohne Grund in ihr miserables Leben gesteckt haben. Der Seníoré hat schon ganz recht. Und solange es mir und dem Gottkönig dient, wird es Deyns Wille sein. Lasset sie schuften, bis zum Umkippen! Von meinem hohen Turm aus beobachtete ich fortan amüsiert und bei einem guten Gläschen Montebriller Cera das Voranschreiten der Arbeiten. Zuerst gingen der alte bärtige Mann, die beiden Silvaner und der braunhaarige Kerl an den großen See und untersuchten einige Schächte. Scheinbar hat einer der benannten Personen Ahnung von Steinen, sie waren daher nicht vollständig nutzlos. Die anderen Herrschaften und die einzige Dame marschierten irgendwo auf der Insel herum und unterhielten sich mit meinen Kolonisten. Sie schienen gar einige gute Geschäfte gemacht haben, so lasset die Wirtschaft florieren und die Münzen kommen! Der tasperinische Schreiner, der erst vor wenigen Wochen dazustieß und uns die halbe Kolonie aufgebaut hat, schien gar einige dieser Arbeiter zu kennen. Ich hörte zwar kein einziges Wort, aber es waren freundliche Gesichter, die aufeinandertrafen. In der Ferne hörte ich erstes Scheppern und Graben. Hocherfreut schenkte ich mir nach, während die Arbeiten fortgesetzt worden. Mit Hilfe meines Schreiners wurden erste Bäume gefällt und die Eingänge der Stollen festgelegt. Ich schätze die Bäume sollten als Stützen für die tiefen Minen, die bald meinen Reichtum fördern werden, dienen. Hoch lebe der Gottkönig für die Gabe dieses wundervollen Eillands. Während die Arbeiten voranschritten und erste Holzstapel aufgeschichtet worden sind, vernahm ich plötzlich das laute Kreischen von Ungeziefer! Ein zappelnder Schwarm von Fledermäusen stieg über dem See auf und suchte sich einen neuen, dunklen Unterschlupf. Was haben diese Arbeiter nur angestellt! Stören mich bei meinen guten Gläschen während des helllichten Tages. Sind diese Tasperiner denn nicht einmal in der Lage in Ruhe mit Fledermäusen umzugehen? Deyn weiß wahrlich, warum er auf unserer Seite steht. Nach einigen Minuten des lauten Kreischens dieser widerlichen Viecher war zum Glück wieder Ruhe eingekehrt. Den restlichen Tag vernahm ich nur noch weiteres verklingendes Geschlage ihrer Spitzhacken auf Stein. Wunderbar, werte Arbeiter. Am nächsten Tag sollten sie endlich die zusätzliche Verstärkung erhalten. Ich trank meinen trüben Cera aus und begab mich zu Bett. Unten vom Lagerfeuer der Arbeiter vernahm ich noch ein wenig Gefluche. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber stieg gar der Geruch von menschlichem Kot zu mir auf? Unmöglich, die Arbeiter sind doch zum Steine schlagen hier. Mir muss das Gekreische dieser Flederviecher auf den Magen geschlagen haben. Am nächsten Tag brachte der Senioré den Arbeitern endlich ihre Sklaven. Mit seiner wedelnden Peitsche und dem pausenlosen Anschreien seiner menschlichen Ware war er über die gesamte Insel zu hören. Sklaverei mag zwar nicht schön, dafür aber sehr effiziert sein. Ihm gehört später am Tage noch mein Dank. Meine tasperinischen Arbeiter wirkten erst ein wenig verunsichert und unschlüssig, wollten gar die Sklaven nicht anführen, besinnten sich doch dann aber doch endlich und zerrten ihre Arbeitskräfte in die Stollen hinab. Baumstamm um Baumstamm mussten die angeketteten Wilden ziehen und schleppen. Anschließend sollten sie ohne Pause Steine aus der Wand schlagen und den Stollen zugänglich machen. Während ich von einigen Sklaven gar mürrisches Stöhnen oder das Verlangen nach einer Pause vernahm, waren unsere Tasperiner stets zuverlässig. Unablässig trimmten sie plötzlich die Arbeiter auf ihren einzigen Lebenszweck. Als der Senioré endlich wieder dazustieß und die Sklaven mit seiner Peitsche noch stärker maltetierte, wurde deren Gewerkel noch deutlich schneller und effizienter. Vielleicht sollte er immer bei seinen Sklaven stehen und bei jedem falschen Handgriff seine Peitsche schnallen lassen. Hoch lebe der Gottkönig für diesen genialen Einfall von einem Bündnis! Die ersten beiden Minenstollen wurden über den Verlauf des Tages am See angelegt. Gar eine kleine Brücke und ein Weg wurden gegraben. Ich wollte erst wieder hinuntertreten und ihnen Feuer unter ihren kleinen, unbedeutenden Hintern machen, bis sie selbst merkten, dass ich drei Stollen in Auftrag gegeben habe! Die Sorridianerin und der mit dem roten Umhang behangene Ordensritter nahmen sich ihre Sklaven und stiegen auf den hohen Felsen hinauf. Ich fragte mich wirklich, was sie dort oben wollten und füllte erst einmal meinen Cera an diesem glänzenden Nachmittag nach. Endlich wurde mir auch mein Mahl gebracht, sodass ich aus bester Aussicht die weiteren Arbeiten beobachten konnte. Sie rammten doch tatsächlich Pfähle in den Boden und ließen eine Art Aufzug und eine die Felswand hinabführende Treppe errichten. Die Sklavin von diesem Ureinwohnervolk machte sich derart geschickt bei ihrer Arbeit, dass gar ein solider Mineneingang für das große Salzvorkommen in der Wand ausgehoben werden konnte. In dem Stollen scheint sich eine besondere Menge Material zu befinden, der Gottkönig wird hocherfreut über meinen Bericht sein! Mit dem Aufzug können wir einfach die Waren hinabbringen und ohne großen Gefahren den Weg meistern. Diese Sklavin hat wirklich ganze Arbeit geleistet, ihr sklavischer Begleiter natürlich auch. Ihr werde ich nachher eine kleine Belohnung zukommen lassen. Vielleicht den Rest der Miesmuschelsuppe, den ich den Neu Corethonern überlassen habe? Sie war ohnehin mit den schlechten Muscheln gekocht, denn die schmackhaften Exemplare habe ich selbstredend für mich belassen. Ihrem unterjochten Freund hätte ich auch gerne eine Schüssel gegeben, da meine Güte keinerlei Grenze kennt. Allerdings ist er zum Ende der Bauarbeiten gestürzt und die Klippe hinabgefallen. Sein gesamter Körper wurde grausam auf einem umgestürzten Baum aufgespießt und verteilt. Der Anblick war selbst aus der Ferne so widerlich, dass mir mein Glas mit meinem Cera umfiel und auf dem ganzen Aussichtsdach auslief! Solch eine Verschwendung, nicht nur meines guten Weins... Der Senioré war verständlicherweise außer Rand und Band. Schließlich haben diese Arbeiter aus Neu Corethon nicht auf seinen guten Sklaven aufgepasst und ihn sterben lassen. Ich bin mir sicher, dass er sich um die Begleichung der dafür anfallenden Rechnung kümmern wird. So ein halbwegs gesunder Sklave soll immerhin 50 Gulden in dieser Region Wert sein, habe ich mir sagen lassen. Mit all meinem neugewonnen Salz könnte ich sicher auch in dieses Geschäft einsteigen! Der Ordensritter mit dem Umhang fing gar das Diskuttieren über die Schuld an. Was für eine Naivität. Das Surren der Peitsche durch die Nacht war unverkennbar, soviel mag ich sagen. Am Ende entfernte er sich mit deutlichen Worten von dem sturen Silvaner. Er wird sich sicher noch wundern, wenn wir die wahre Kirche auf diesen Unbekannten Landen verbreiten. Dann belächeln ihn seine Heiligen nur noch müde und das Emblem Sorridias prangt an jeder Türe! Hoch lebe der Gottkönig! Nachdem nun auch der dritte Stollen angelegt worden war, ließ ich die Münzen und Miesmuschelsuppe an die Abenteurer verteilen. Sie machten irgendeine Art Abkommen mit dem Senioré wegen des Sklaven aus, aber das hat mich all nicht mehr interessiert. Ich habe meine Wachen angewiesen diese Sauerei zu beseitigen, sie verdirbt mir wahrlich meine Speisungen auf der Veranda. Im Endeffekt war ich, mit Ausnahme dieses blutigen Missgeschicks, doch recht zufrieden mit dem Besuch der Tasperiner. Sie haben mir ein wenig unter die Arme gegriffen, alle Stollen ausgehoben und sogar ein wenig bei meinen Bewohnern eingekauft. Wenn sie so fleißig bleiben, ersparen sie sich vielleicht das Fegefeuer. Sobald unsere Expansionspläne aufgehen, werden sie sicher noch auf unseren anderen Kolonien die ein oder andere Aufgabe erledigen können. Gib dem gierigen Tasperiner ein paar Münzen und simple Aufgaben und er beißt an, wie das Hund am Würstchen. Hah, ich mag mein Leben auf dieser Inseln. Es fühlt sich fast, wie ein politisches Ränkespiel inmitten einer paradiesischen Landschaft an. Moment – genau das ist es doch! Egidio Beneventi d'Carni Governatore von Carni für den Gottkönig Juan Aldagro de la Estrada |
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