Stumme Bardin
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15.02.2022, 10:17 PM
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 15.02.2022, 10:28 PM von Chilaili.)
((Es ist lange her, dass ich hier etwas geschrieben habe, ich war zu beschäftigt mit RP oder anderen Ablenkungen, aber vielleicht komme ich ja wieder etwas dazu. Es ist wie jedes Tagebuch META, aber ich finde es manchmal recht schwer, im RP rüberzubekommen, was Chilaili so denkt und fühlt. Wer das nicht wissen will, bitte einfach nicht lesen. Ich springe mitten rein, Unklarheiten können im RP erfragt werden
Datum gibt es keines, bin nicht daheim, ich liefere es nach. Und jetzt sichere ich erst Mal, denn mein iPad mag mich nicht.
Edit: Ich komme mit der Formatierung des kopierten Textes nicht zurecht, also gibt es heute noch nichts zum Lesen ))
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Stumme Bardin
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16.02.2022, 06:19 PM
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16.02.2022, 06:21 PM von Chilaili.)
Irgendwann 1356
Ich halte es nicht mehr aus, ich will mal wieder schlafen können, nicht jede Nacht von dem Albtraum gequält werden. Ich habe Angst einzuschlafen, aber irgendwann falle ich um, und schon träume ich wieder, schrecke schweißgebadet auf. Es hat nicht sofort nach dem Pranger angefangen, erst einige Zeit später, erst ab- und zu, dann immer öfter..
Jetzt schreibe ich ihn nieder, vielleicht hilft mir das, auch wenn ich wertvolles Papier vergeude.
Er fängt immer auf dem Platz vor dem Pranger an, manchmal steh ich da nur, manchmal sitze ich auf der Bank und spiele auf der Flöte… und dann kommen sie, Leute, einige wenige bekannte Gesichter, meist die Angehörige der Garde, aber auch normale Bürger. Und dann fliegt das erste faule Obst.
Ich renne weg, zum Nordtor, immer mehr verfolgen mich, werfen Früchte, dann immer mehr Steine. Ich renne weiter, am Pfeifferhof vorbei, da ist es nur noch eine unförmige Masse von Gesichtern, alles ist eher verschwommen, die Landschaft verschwindet, links und rechts ist eine graue Nebelwand, und hinter mir, wenn ich mich kurz umdrehe, die hasserfüllten Gesichter, nur Gesicher, und dann die Steine, die knapp hinter mir aufschlagen. Ich weiß, dass sie aufschlagen, doch ich höre nichts, alles läuft in einer gespenstigen Stille ab. Der Druck in mir, der mir die Luft abschnürt wächst und wächst. Ich renne und renne, dann greift eine kalte Hand nach mir - ich schreie und wache auf. Danach liege ich lange wach, habe Angst vor dem Einschlafen, denn dann beginnt der Schrecken von Neuem.
Was soll ich nur tun, Famus sehe ich kaum, er war verschwunden, wurde gefoltert und gequält, ich kann ihn nicht auch noch mit meinen Problemen belasten. Ich könnte zu dem neuen Medicus gehen, er hat angeboten mir zu helfen, aber er ist mir so fremd.
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Die Träume lassen nicht nach, ich taumle tagsüber fast nur noch rum und schlafe manchmal im Stehen ein. Aber was die Sache noch schlimmer macht - ich habe jetzt Angst, wenn ich in der Stadt bin. Ich muss mich dauernd umsehen, wenn mehr als zwei Leute zusammenstehen, dann gerate ich in Panik. Das kann so schlimm sein, dass ich wegrenne, ohne Grund, ich kann mich nicht aufhalten. Ich scheine zu halluzinieren, ein schreckliches Gefühl wallt in mir hoch, jegliches Gesicht verwandelt sich in eine Grimasse und ich kann nicht unterscheiden, was real ist und nicht. Dann bleibt nur noch das Wegrennen - oder gar nicht erst in die Stadt gehen. Ich wünschte, ich hätte jemanden Verlässlichen auf dem Hof, so dass ich wieder in den Wald gehen kann - ins Kloster, wie nach dem Pranger. Aber das geht nicht, die Handelskompanie sitzt uns allen im Nacken. Ich wünschte, ich könnte Famus öfter sehen, dann ginge es mir viel besser, aber er ist sehr beschäftigt.
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Stumme Bardin
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Im Taumond 1357
Gestern hatte ich Famus ganz lange für mich - naja, Max war noch dabei, aber das ist ein lieber Freund. Ich ging zum Pfeifferhof und suchte ihn. Erst war ich etwas schockiert und mir wurde so übel wie schon lange nicht mehr - ich kam hin und er stand mit bluttriefenden Händen da. Er hat mit anderen gerade eine Kuh geschlachtet. Puh, ich kann kein Fleisch mehr essen…
Aber später, da saßen wir beim ihm um den Tisch - auf der immer noch die rote Tischdecke liegt, die ich damals drauflegte, als ich dort wohnte und arbeitete. Sie würde durchaus mal eine Wäsche vertragen. Leider wurden wir gestört, wie das immer so ist, in diesem Haus - und mit einem so viel benötigten Mann wie meinen Famus. Dabei wollten die beiden doch mit mir reden und überlegen, wie ich den Albtraum loswerde und es mir überhaupt wieder besser geht. Ich würde sogerne wieder die alte, lustige Chilaili sein, Famus kennt die überhaupt nicht! Drum gingen wir dann auch zu mir auf die Ostzunge, weihten die neue Sitzgruppe ein, die ich aus meinem Ausstellungsraum dorthin gebracht hatte. ( Der hat sich nun wirklich nicht gelohnt, ich frage mich, ob da jemals jemand vorbeigeschaut hat. Nun, jetzt baue ich den Raum um, da soll meine Instrumentenwerkstatt rein, die Schreinerei ist zu staubig für solche Sachen. Ich bezweifle zwar, dass sich die Instrumente verkaufen - die Leute wollen immer ein Klavier!)
Der Abend war so schön! Wir haben darüber geredet, dass wir Hochzeit feiern wollen, wenn es mir wieder besser geht, vielleicht zum Fest der Hl Christa! Wir überlegten, dass wir am Strand, dort wo ich der Hl Christa einen Schrein bauen will, wofür ich schon die Birken gepflanzt habe - feiern und tanzen könnten und die Tafel für den Schmaus stellen wir im Orangenhain auf! Und dann redeten wir über andere Sachen, so das Max fast mal rot wurde und Famus verstellte sich wieder so, wie wenn er nicht wüßte, wie man Kinder macht. (Und dann schenke ich dir ein Kind, ach nein, wollte sagen Rind!) Mir war so leicht ums Herz, nach diesem Abend, ich glaube, jetzt geht es wieder aufwärts mit mir.
Max ging dann heim , Famus blieb bei mir, versprach mir, immer bei mir zu schlafen, wegen der Albträume. Und jetzt kommt das Beste.
Wir hatten uns kaum hingelegt und ich war schnell eingeschlafen, denn Famus hielt meine Hand - da kam der Albtraum wieder. Wieder rannte ich davon, durch das Nordtor, an Famus Haus vorbei - da hörte ich seine Stimme: „Chilaili, dreh dich um! Dreh dich um, ich bin da.“. Und ich drehte mich um, und ich sah Famus nicht, aber ich spürte seine Hand auf meiner Schulter - und die Verfolger, die bösen Gesichter blieben stehen, ja wichen zurück. „Siehst du, du bist stark.“ sagte Famus. Und ich lächelte und schlief tief und fest bis zum Morgen.
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Stumme Bardin
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*Die Seiten sind voller Flecken und verwischer Tinte, die Schrift krakelig. *
Anfang Weidemond 1357
Mein liebster Famus,
Es heißt, du seist tot!!! Tot!
Einen Heldentod gestorben auf einen fremden Insel! Tot. Weg. Oh Hl Christa, wo warst du?
In der Ferne, auf dieser Insel, die du erwähnt hat, bist du gestorben. Ich will es nicht wahrhaben, aber der Aushang vom Orden..
Hat du das jetzt vollbracht, wovon du immer geredet hat, dass da ein großes Unrecht ist, gegen dass du kämpfen musst.. Ich weiß es nicht, du hast mir nicht viel davon erzählt, wolltest mich immer schützen, was mir nicht gefallen hat. Und jetzt, wo bist du jetzt?
Jetzt bist du tot.
Oh, was du mir alles versprochen hast, und jetzt hast du dich umbringen lassen. Du wolltest bei mir schlafen, damit ich schlafen kann, du wolltest so viel mit mir machen, wir wollten heiraten, vielleicht Kinder bekommen - ich hätte so gerne nochmals ein Kind in den Armen gehalten - deines. Wir habe doch die Hochzeit geplant, am Fest der Hl Christa. Und irgendwann wollten wir gemeinsam zurück nach Fallice. Warum musstest du jetzt dazu dieser verfluchten Insel und sterben? Warum hat Deyn dich nicht beschützt?
Du bist einen Heldentod gestorben, heißt es. An mich hast du dabei nicht gedacht, als du zu der gefährlichen Mission aufgebrochen bist.
Ach Famus, warum, du hast mich doch geliebt, nicht wahr?
Meine Gedanken sind wirr, ich kann mich nicht konzentrieren, alles Mögliche geht mir im Kopf rum.
Warum musstest du dahin, Famus, wo das doch so gefährlich war, warum war dir das Wichtiger als unsere Liebe?
Warum hast du die Welt retten müssen?
Ja, es schaut so aus…. Oh das ist bitter - war dir das .. Unrecht beseitigen wichtiger als ich, und ich habe das nicht begriffen, weil ich so verliebt in dich war, weil ich so froh war, weil ich immer dachte, ich könnte nach Tariq niemand mehr lieben.
Famus, ich liebe dich so, aber ich bin auch wütend! Ich würde am Liebsten irgendetwas an die Wand werfen. Dich am Wams nehmen und schütteln, bis du Vernunft annimmst.
Famus, ich liebe dich noch immer, warum bist du nicht da?
Hätte ich nur wenigstens dabei sein können, dich in meinen Armen halten wie Tariq, dich ein letztes Mal drücken…so war es irgendwer, hoffentlich, und ich beneide ihn. Du bist hoffentlich nicht alleine gestorben,. Ich traue mich gar nicht fragen….Oh mein Famus.
Ob du mich mehr geliebt hättest, wenn ich gesungen hätte und keine stumme Bardin gewesen wäre? Aber ich habe auch nicht oft Flöte für dich gespielt…wenn es das gewesen wäre, für dich hätte ich es gewagt - es ist mir jetzt so egal, wer mein Vater war, oder ist.
Warum habe ich nicht diesen gräßlichen Windwiegen vom Krokodil fressen lassen? Vielleicht wären wir dann schon lange verheiratet. Hätte ich nur Folia nicht getroffen, vielleicht wäre alles anders gekommen.
Oh mein Famus, warum bist du gegangen? Du weißt schon, dass du Chilaili mitgenommen hast? Denn die ist jetzt auch weg, nichts ist mehr übrig von der. Denn Chilaili ist lustig, freundlich , lächelt jeden breit an und umarmt die ganze Welt, will jedem helfen und kann nicht anders, wenn sie jemand in Not sieht.
Frau sada Zahir, ja, das bin ich jetzt, eine desillusionierte Frau mittleren Alters, die ihre Bauern-Arbeit macht, aus Pflichtbewusstsein, nicht aus Liebe zu den Menschen.
Oh Famus, ich weiß nicht, ob ich an dein Grab treten kann, wenn sie dich reinlegen. Ich will niemals dort auf dem Friedhof enden, lieber.. nein, ich darf nicht dran denken, was ich jetzt am liebsten täte.
Mein Albtraum ist immer noch da, aber er hat sich verändert. Weißt du noch, ich habe dir doch erzählt, dass du im Traum da warst und mich gestützt hast und ich mich umdrehen konnte und die Gesichter verblassten und waren weg, verfolgten mich nicht mehr? Jetzt drehe ich mich auch um, aber du bist nicht da, sie kommen, und ich sterbe. Aber da das mir egal ist, jetzt kann ich danach schlafen.
Famus, ich weiß nicht, was ich ohne dich machen soll, nichts bereitet mehr Freude, nicht meine Schafe, nicht das Arbeiten an meinen Instrumenten.
Dieser abgehobene Bonninton sagt immer: Nur wenn man tief fällt, können einen die Hände Deyns auffangen. Ich will nicht tief fallen, denn Deyn hat keine Hände, er interessiert sich nicht für die Menschen, noch weniger vielleicht wie all die Heiligen. Die sorridanische Kirche weiß schon, warum sie keine hat. Ich glaube aber auch nicht, dass Mamas Glaube besser gewesen wäre. Demnächst stelle ich mal drei Hühner in einer Reihe auf, mal sehen, was passiert.
Mir ist so kalt, Famus, obwohl es wieder warm ist. Ich bin so alleine, wo bist du, kann ich dich suchen?
Deine dich immer liebende Chilaili
*zwei kräftige Striche sind unter den Brief gesetzt*
So, Chilaili ist tot, jetzt wird Frau binti Ahreta sada Zahir sich der Welt stellen, oder auch nicht.
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Stumme Bardin
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Weidemond, später
Gestern war Testamentseröffnung.
Es ist alles noch schlimmer, als ich dachte. Ich verstehe die Welt nicht mehr, ich habe sie noch nie verstanden, scheint mir. Ich weiß, dass ich keinerlei Menschenkenntnis habe, auch wenn ich immer meine, ich könnte mich in die Menschen einfühlen.
Ich fragte mich, wie es denn eine Testamentseröffnung geben könne, da müsste Famus ja vorher was geschrieben haben, aber dann - dann hat er mit seinem Tod gerechnet... aber ich hatte mir nicht träumen lassen, dass er sich so sicher war...
Aber genauso war es, er hat für jeden seiner Freunde - Freunde? - war Knynes sein Freund? Der mit Feuereifer sein Haus damals durchsucht hat - und war er nicht auch bei der Folter dabei?
Er hat für jeden seiner Freunde einige dankende Worte aufgeschrieben. Und dann kam ich dran...
.. meine liebste Chilaili.. und noch etliches und dann...
Lange habe ich versucht um deine Hand anzuhalten, doch meine Liebe erreichte dich nicht.
Wie kann er sowas schreiben?!!! Wie wenn ich ihm nicht meine Hand gegeben habe, wie wenn wir nicht schon konkrete Hochzeitspläne gehabt hätten?
Meine Liebe erreichte dich nicht? Sagt er damit, dass ich zu blöd war und nicht gemerkt hätte, dass er mich liebt oder dass ich ihn nicht geliebt habe, wie kann er nur?
Warum hast du das geschrieben, Famus ?
Ich war so ... einerseits zerstört, andrerseits aufgebracht, ich habe sein Erbe abgelehnt. Wenn er gemeint hat, dass ich ihn nicht geliebt habe, dann kann ich auch sein Geld nicht mehmen. Ich habe gesagt, sie sollen es den Armen geben und den Leuten, die eine Bürgerurkunde brauchen...
Famus, ich will nicht dein Geld, ich will dich! Ich will nicht mit Gulden abgefunden werden, weil du nicht mehr da bist!
Als ich dann, ich weiß auch nicht warum, ich war so durcheinander, nochmals hinging und sagte, er würde mir noch drei Gulden schulden, da waren alle plötzlich so böse. Das war falsch, aber ich war so wirr im Kopf, fühlte mich so betrogen und wollte doch mit dem Geld jemand für den Hof anheuern. Alles dreht sich, alles ist verkehrt. Aber ich weiß wirklich nicht, warum ich das in dem Augenblick gesagt habe, denn der Hof war mir da egal.
Vielleicht hat er das Testament ja schon früher geschrieben, nach dem Pranger, als ich noch Schulden hatte - aber... das hieße ja, dass er auch damals schon mit seinem Tod gerechnet hat. Aber Akira hat er auch bedacht, also kann das noch nicht so lange her sein.
Ich bin heimgegangen. Alleine. Jetzt mag mich sicherlich niemand mehr. Aber, mal abgesehen von Paddy und Max, hat das eh niemand wirklich getan. Wenn ich nur wüßte warum. Niemand hat sich für meine Weihnachtsgeschenke bedankt.
Bin ich so eine schlechte Person? Irgendwann früher war ich mal lustig und fröhlich, obwohl ich Tarik und meine Kleinen verloren hatte. Seid ich hier bin, geht es bergab. Erst haben sie mich viele gering geschätzt, weil ich eine Bardin war. Dann versuche ich mich mit einem Handwerk und viel Arbeit für den Hof zu etablieren, damit ist est auch nicht viel besser. Wie wenn sie mir den Erfolg nicht gönnen, oder dass ich den Hof bewirtschafte. An die vielen ungerechtfertigten Schuldzuweisungen um Folia will ich gar nicht denken.
Nein, das stimmt nicht, ich hatte Freunde, viele. Jule, Friedrich, Celest...Pribislaw, Jorn und viel mehr. Und alle sind tot. Und Famus. Und den habe ich auhc nicht mehr.
Famus muss mich doch geliebt haben, sonst würde er nicht den Wunsch geäußert haben, dass.. dass wir dann vielleicht für immer zusammen sein können, wenn Renbold uns wieder vereint? Aber... will man mit jemand zusammen sein, von dem man annimmt, dass er nicht zurückliebt? Eigentlich nicht. Aber warum hat er dann gesagt, dass ich ihn nicht geliebt habe?
Ich wollte ihn doch heiraten, aber vorher etwas .. gesünder sein.
Hat er gemeint, ich soll Renbold schon jetzt suchen? Ich war oft genug nahe dran, aber...
Meine Gedanken gehen hin und her und ich weiß nicht, was ich denken soll.
Ich dachte, Chilaili wäre gestorben, aber heute war sie doch noch da. Aber sie hat keine Zukunft, nicht hier. Famus ist weg, er hat sie jetzt schon mitgenommen.
Ich bin jetzt Frau sada Zahir.
*auf dem Papier sind salzhaltige Flecken*
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Stumme Bardin
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Die Tage vergehen wie in einem schlechten Traum. Einer reiht sich an den anderen, jeder ist dumpf, die Welt hat keine Farben mehr. Ich bilde mir ein, Famus Stimme in der Ferne zu hören, wie er auf seinem Hof Anweisungen gibt. Ich warte darauf, dass ich aufwache. Ich möchte mich hinlegen und nicht mehr aufstehen. Nichts macht mehr Freude. Doch dann raffe ich mich doch auf und versuche, wenigstens einen Teil der Ernte einzubringen, die Obstbäume abzuleeren. Ich muss zu Herrn Walter gehen und fragen, ob nicht er etwas von einer Hilfskraft weiß, um die ich schon im letzten Jahr gebeten habe. Max und Moreno wissen nichts.
Manchmal werde ich aus meinen Gedanken gerissen, manchmal spricht mich jemand an. Max hat mich aufgesucht und trösten wollen. Der Medicus will sich meiner annehmen. Ob er meine Fragen nach dem Warum beantworten kann? Überrascht und getröstet hat mich die Scheiderin, Frau Fuchs. Ich dachte, dass niemand mich jetzt mehr ansehen würde, nach dem Drama bei der Testamentsverlesung. Aber nein - sie hat mich getröstet und in den Arm genommen, was mir sehr geholfen hat, obwohl ich dachte, dass niemand mir mehr helfen kann. Meine Vorsätze, mich jetzt ganz unbewegt nach außenhin zu geben, nur noch Frau sada Zahir zu sein, verlaufen im Sand. Ich baue ständig zu nahe am Wasser und muss an mich halten, nicht mehr zu weinen, obwohl man doch meinen könnte, ich hätte keine Tränen mehr.
Mir tut es immer noch so weh im Innern, das was der Ordensritter vorgelesen hat, über unsere, meine Liebe zu Famus. Ich versuche andere Interpretationen zu finden, aber keine überzeugt mich, so gerne ich das hätte. Mein Entsetzen war so groß, meine Welt irgendwie aus den Fugen gegangen, es war mehr als Enttäuschung, diese Worte zu hören. Mich wundert’s, dass ich mich vom Prioreisberg gestürzt habe. Oder ohnmächtig geworden bin. Danach soll ich noch drei Gulden verlangt haben - daran kann ich mich nicht erinnern.
Manchmal glaube ich, dass ich Famus gar nicht gekannt habe. Es tut mir leid, dass ich sein Erbe ausgeschlagen habe - ich hätte es annehmen sollen und selbst darüber entscheiden, wen ich damit unterstützen kann. Nun ist es zu spät. Ich mache mir aber keine Vorwürfe, in dem Moment konnte ich nicht anders handeln, sonst wäre mein letztes Fünkchen Selbstachtung verloschen. Die Selbstachtung, die ich nicht hatte und die mich immer die Hochzeit hinausschieben lies, weil ich meinte, noch nicht gut genug für Famus zu sein, nicht gesund genug, nicht geachtet genug. Und dann das, was habe ich nicht verstanden, was er mir sagen wollte? Warum habe ich nicht bemerkt, wie wichtig ihm die Hochzeit war, dass es ihm egal war, wie ich bin? Warum habe ich nicht früher einer Hochzeit zugestimmt? Warum meinte ich, noch viel Zeit zu haben?
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Gestern begegnete ich Kynes - er kam über die Schafweide geschlendert und meinte, er komme da jeden Abend vorbei, nur dass ich ihn bisher nie gesehen habe, dabei arbeite ich oft bis spät in die Nacht, um alles zu schaffen. Wie dem auch sei, er wollte mir etwas von Famus letzten Augenblicken erzählen - und wie es dazu kam. Er meinte, Famus wäre ein fallicischer Spion gewesen - wie wenn mich das gekümmert hätte. Famus war so gut in seinem Innern, wenn er einer war, dann war das richtig. Aber irgendwie hat sich ja die Sache so gewendet, dass Famus jetzt ein Held ist. Und Kynes hat… er hat Famus Hand gehalten, als er starb … warum durfte ich das nicht sein? Warum wollte Famus mich immer schützen!? Warum hat er mich nicht selbst entscheiden lassen, was ich will! Frau Fuchs war ja auch dabei…
Ich weiß nicht, wie ich die Beerdigung überstehen soll. Herr Rothenstein gab mir Ratschläge, was ich tun kann, um mich zu beruhigen… Lavendel und mehr. Aber danach kann ich nicht mehr täglich an Famus’ Sarg gehen und mir vorstellen, dass ich sein Haar streichle, nur an sein Grab und ich weiß nicht, ob ich das aushalte… Manchmal nehme ich Celests Haarlocke in die Hand. Ich wünschte, ich hätte auch eine von Famus….
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