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[Olianta] Taverne

#11
Lange Zeit nistet sich eine unbekannte Stille in der Taverne ein. Buji Beg gab sich zwar alle Mühe den alten Männern seine Waren anzudrehen, doch schüttelten diese nur wiederholt ihren Kopf. Auch Stefanos Betörungsversuche konnten die einsetzende Stille nicht brechen. Die junge Dame schien zwar erst anzuspringen, rettete sich dann doch irgendwann in ein Hinterzimmer. Zuvor verstand sie es aber ihr Weinglas bis auf den untersten Rest auszutrinken und ihm schöne Augen zu machen.

Ariane, wohl immer noch ein wenig angeschlagen, bemerkt erst gar nicht, was hinter ihr alles vorgeht. Für alle im Dorf befindlichen Karawanenmitglieder ist der aufgewirbelte Staub der Reiterstaffel jedoch schon von Weitem ersichtlich. Ohne Rücksicht auf Mann oder Kind zu nehmen, kehren sie im Galopp in die Stadt ein. Der Wachmann mit dem Mahammud kurz zuvor interagierte, wird mit einem geschickten Stoß eines Banners der Sorridianischen Kirche zur Seite befördert.

Die Bewohner Oliantas sind außer sich. Sie kommen aus ihren Häusern gelaufen, schlagen die Fensterläden auf oder legen alle ihre Werkzeuge beiseite. Sie alle, inklusive euch, wollen sehen, was dort in diesem beschaulichen Dorf an der Südgrenze Sorridias vor sich geht. Eine Gruppe bestehend aus elf schwergerüsteten Reitern kommt ausgerechnet vor der Taverne zum Stehen. Zwei von ihnen tragen große, farbprächtige Banner. Eines der Banner zeigt die Flagge des Heiligen Königreichs Sorridia mit seinem gelb-roten Mustern und dem verschnörkelten Zeichen des Gottkönigs in der Mitte. Das andere Wappen ist zweifelsohne jenes der Sorridianischen Kirche auf hellblauem Grund.

Bei den Reitern handelt es sich um zehn Männer und eine Frau. Die männlichen Krieger sind in edel verzierte Rüstungen gehüllt, haben eine Kutte über den Kopf geworfen und zumeist Degen und Streithammer an ihrem Streitross befestigt. Es dauert nicht lange bis ihr sie als Paladine der Sorridianischen Kirche bzw. ihrer Orden identifizieren könnt. Bei der Dame sind sich die meisten von euch jedoch unsicher. Wer ist sie? Zu wem gehört sie?

Ihr braunes Streitross mit seinen wuscheligem schwarzen Haar erscheint euch außergewöhnlich kräftig. Selbst aus der Distanz wirkt es größer, als die Leändrischen Rösser der Paladine. Und bei seinem Sattel scheint es sich ebenfalls um keine Handwerksarbeit aus Sorridia zu handeln. Die feingearbeiteten Nieten auf dem dicken Lederstück fehlen gänzlich, stattdessen liegen einige Fellfetzen auf dem Rücken des Pferdes.

Die Dame selbst ist in eine eiserne Panzerrüstung mit güldenen Verzierungen gehüllt. An ihrer linken Hüfte trägt sie zwei Klingen, auf dem Rücken einen roten Umhang. Mit eingeschworenem Blick schwingt sie sich vom Rücken des Pferdes. Als ihre gepolsterten Stiefel im Dreck Oliantas stehen, verzieht sie nicht eine Miene. Sie richtet sich nochmal ihre zu einem Haarknoten zusammengebundenen schwarzen Haare, nickt ihren Begleitern zu und schreitet direkt hinter Ariane in die Taverne ein.

Ihr folgt sogleich einer der kirchlichen Paladine. Unsanft befördern sie Ariane mit einem Stoß zur Seite, wenn sie nicht selbst weicht. Der Blick der Frau schweift durch den Raum, bevor sie an Buji Beg hängen bleibt. Diesem gehen in diesem Moment allerlei Dinge durch den Kopf – und mit Sicherheit ist keiner dieser Gedanken gut.
Leandro, Ariane und Buji Beg fällt sogleich der patrische Dialekt im Sorridianischen dieser Kriegerin auf. Ein Sprachpurist würde ihre Wortwahl wohl als Unrein betrachtet.


"Er ist hier. Wenn ihr so gütig wärt und seine Sachen draußen in Beschlag nehmt."

Draußen sind zustimmende Rufe zu vernehmen. Die Gruppe furchteinflößender Gestalten im Zentrum des Raumes schaut dem Trubel belustigt hinterher. Flüsternd spielen sie sich ihre Kommentare zu. Keiner von ihnen scheint aber sonderlich beeindruckt, vielmehr lassen sie die Szene einfach geschehen.
Die alten Herren machen sich über ihre Biere her. Einer von ihnen entgegnet Buji:
"So wie dieses Weib eben geschaut hat, sucht sie dich, Plappertasche." Er grunzt unschlüssig auf.

Besagtes Weib tritt anschließend, bevor sich Buji Beg auch nur die kleinste Aussicht auf eine Flucht eröffnet, auf ihn zu. Der Paladin verbleibt dicht an ihrer Seite und schirmt jeden ab, der sich ihr nähern will.
Der Buchhändler macht vielleicht noch einige Anstalten mit dem geschickten Spiel seiner Worte die Wogen zu glätten, doch erkennt er kurz bevor ihm eine schmerzhafte und gezielte weibliche Faust ins Gesicht fliegt, um wen es sich da vor ihm handelt. Sie hatten sich das letzte Mal im 34. Südleändrischen Kreuzzug gesehen, sie hatte ihm damals mit ihren Kameraden die Freiheit geschenkt. Ja, Amélie da Broussard war gekommen, um Buji Beg zu holen. Denn er hatte etwas, was ihr gehörte. Oder zumindest schon bald ihr gehören würde.

Selbst unter lautem Protest der Anwesenden gelingt es den Paladinen Buji Beg eine Haube über den Schädel zu stülpen. Jede Form der Gegenwehr wird vorab als Hochverrat und Gotteslästerung verurteilt, was in Sorridia einer sofortigen Todesstrafe gleichkommt. Auch der Besitz des Buchhändlers wird Karawanenführer Giovanni abgenommen und fachkundig verladen.

So schnell, wie der schnelle Arm Deyn Cadors in Sorridia nach Olianta gekommen war, eilt er auch wieder davon. Einzig bleibt eine dezimierte und sicherlich erschütterte Karawanenbesatzung.
[Bild: giphy.gif]

"Nicer Cock, Schussi" - Christian, 06.12.2019
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