Schließt die Augen.
Horcht auf euren Puls, auf das leise Pochen eurer eigenen inneren Stimme.
Tief in den ungestümen Worten des menschlichen Geistes regt sich etwas Dunkles. Eine Blase aus Schwärze, die unaufhaltsam anschwillt, alles verschlingend, was sich ihr entgegenstellt. Sie wächst, breitet sich aus, drängt in jeden Winkel deines Bewusstseins, bis sie alles verschluckt hat. Dann bleibt nur noch Leere. Schwarze, lautlose Leere.
Doch irgendwann formt sich aus dieser Leere etwas. Ein Raum. Vage, in schwaches dämmriges Licht getaucht. Langsam zeichnet sich ein Schreibtisch ab, schwer aus Holz, von der Zeit gezeichnet. Auf ihm liegen aufgeschichtete Papierstapel, dazwischen verstreute, goldene, nostrische Gulden, die im Kerzenschein matt schimmern. Ein geöffnetes Ledersäckchen liegt daneben, als seien die Münzen eben erst daraus hervorgekullert. Hinter dem Gold ruht eine metallene Waage, deren Schalen mit seltsamen Bleigewichten beschwert sind.
Du begreifst: Du siehst durch die Augen eines Mannes. Seine Hände ruhen vor dir. Kräftig, doch ruhig. Ein schlichter Silberring ziert den Finger der Schreibhand. Er greift zur Feder, taucht sie in dunkle Tinte, und mit einem raschen, entschlossenen Schwung setzt er seine Unterschrift unter das Dokument vor ihm. Der Name bleibt im flackernden Kerzenlicht verborgen.
Mit einer gereizten Bewegung schleudert er die Feder beiseite. Sie trifft den Tisch, spritzt Tinte über die glänzenden Gulden. Dann greift er in seine Manteltasche und wirft eine eiserne Kette auf die Papiere. Das metallene Klirren hallt dumpf durch den Raum. Die Kette ist zerbrochen.
Ohne ein weiteres Wort wendet sich der Mann ab. Er öffnet die schwere Tür und tritt hinaus, hinaus in das Getöse der Straßen von Pentas.
Menschen drängen an ihm vorbei, Stimmen, Schritte, Leben.
In den letzten Augenblicken, bevor sein Blick in der Menge untergeht, nimmt er noch einige Gesichter wahr. Den Mechanikus Kurt van de Radjes, die Gelehrte Blanca Fernanda Martínez, den sorgsamen Baumeister Alonso de la Padeva und den feinen Schneider Sphyros Zervas.
Dann erlischt das Licht.
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