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Tagebuch Famus Bergrecht - Abenteuer eines Landwirts

#11
17.06.2020 - Verantwortung und Berufung

Die Holzdielen der Terrasse waren selbst Nachts noch von der Sommersonne ein wenig aufgeheizt. Ein Liedchen vor mich hin pfeifend, wartete ich entspannt auf der Treppe. Dann öffnete sich die Tür. "Famus!" grüßte mich Chilaili. Ehe ich mich noch vollends aufrichten konnte, fiel sie mir schon stürmisch um den Hals. "Ich freue mich so sehr dich zu sehen!" Wir umarmten einander fest und ich schloss die Augen. Sie löste sich und deutete nach links "Das ist Aurelia, wir brauchen deine Hilfe." Sie erklärte mir kurz, dass sie aus ihrer alten Heimat flüchtete. Chilaili hatte gütigerweise ihr ein Bett im Dachstuhl angeboten, in dem sie fürs Erste verweilen könnte. Chilaili bot uns an, uns auf den Terassenstühlen hinzusetzen, sie setzte einen heißen Tee auf. Irgendwie hatte Aurelia etwas Vertrautes in ihren Augen. Es spiegelte sich meine eigene Geschichte in ihren Gesichtszügen. Sie begann dann zögerlich über ihre Vergangenheit zu erzählen. Sie fristete die meisten Jahre ihres Lebens als Haussklavin. Entführt wurde sie, und dann verkauft. Um Haaresbreite hätte mich das selbe Schicksal ebenso ereilt, bevor ich nach Neu Corethon flüchtete. Ich rief mir die Worte in den Geist, die mir Oberwachtmeister Kynes erst kürzlich ins Gewissen sprach. Ich gab diese wieder: "Fräulein Aurelia, als erstes müsst Ihr um eure Bürgerurkunde ersuchen, denn als Bürger Tasperins, habt ihr das Recht als ehrenwerter Mensch behandelt zu werden." Wir beide waren von meinem kühnen Monolog ein wenig überwältigt. Ich hatte mir vorher diese Worte als Flüchtling selber nicht zugetraut. Doch jetzt stehe ich mit beiden Beinen im Leben. Dieses Geschenk würde ich gerne weiter geben, und auch Aurelia helfen, hier Fuß zu fassen. Ich empfand zum ersten Mal in meinem Leben sowas wie eine Berufung. Jetzt wurde aus dem "davon sprechen" endlich mal richtig Aktion. Und ich hatte die Mittel dazu. Da erzählte sie mir von einem Auftrag im Namen des Priors - Raphael Bonnington. Es ging um das Honigfest. Zusammen mit den Landwirten, Bäckern und der Priorei sollten wir Köstlichkeiten im Stil des Honigfestes vorbereiten. Das war die Möglichkeit nach der ich gesucht habe um meine Fähigkeiten unter Beweis stellen zu können. Die Situation versetzte mich in Gedanken in die Vergangenheit, in friedlicheren Zeiten von Fallice. Es war Tradition, dass wir zusammen mit den Nachbarn abwechselnd Feste organisierten. So haben wir unsere üppigen Landwirtschaftserzeugnisse wie Butter, Milch und Käse bei ausladenden Festen angeboten und verspeist. Ich habe noch in der selben Nacht eine kleine Menükarte zusammen gestellt.

*Auf einem kleinen ausgerissenen Zettel beigepackt eine Menükarte*

Vorspeisen
Salat mit Honig-Senf Dressing
Feine Pilzrahmsuppe
Mit Schnittlauch verfeinert

Hauptspeise
Hähnchenschenkel in Honig Marinade
Knusprig gebraten


Nachspeise
Honigkuchen und Honigbonbons
Bienenstich

Getränke
Honigwein


18.6.2020 - Aurelias erste Aufgabe

Früh morgens habe ich bereits den Pfeiffermann Hof verlassen um gemeinsam mit Aurelia den Prior aufzusuchen. In ein Gespräch vertieft fand ich sie auf dem Marktplatz. Sie schien ebenso ein früher Vogel zu sein wie ich. Gemeinsam mit Kasmina und einer Frau die ich noch nicht so gut kenne - Fräulein Schwarz, sprachen sie über das anstehende Fest. Ich lächelte mit meiner optimistischen Art wie gewöhnlich an, doch Frau Schwarz warf mir einen finsteren Blick zu. Sie kommt ganz ihrem Nachnamen recht. Ohne ein Wort gewechselt zu haben wendete sie sich ab. So lud ich die verbliebenen Damen - Kasmina und Aurelia in die Taverne ein, um die Angelegenheiten zum Honigfest zu besprechen. Während sich Kasmina sehr unkooperativ zeigte, zumal sie kein Interesse an diesem Fest der silvanischen Kirche hatte, strahlte Aurelia nur so vor Aufregung und Beteiligung. Ich war auch bereit sie für ihre Dienste zu entlohnen. Gastfreundlich wie ich war, stellte ich zur Besprechung Wasser und Tee mit feiner Kräutermischung zur Verfügung. Kasmina sah mich angewiedert an. Sie rührte den Tee erst gar nicht an. Ich schien in ihrer Gunst mehr und mehr zu sinken, doch lies sie sich schließlich für den Auftrag breit reden. "Aber denkt mal darüber nach! Ihr werdet vielleicht nicht beim Gottesdienst dabei sein, aber alle werden eure Kostbarkeiten genießen und es wird sich geschwind herum erzählen, dass Ihr sie gebacken habt." Das schien sie herzlich wenig zu beeindrucken und sie stimmte dann mit einem kurzen "von mir aus" zu. Als das nun aus dem Weg war, unterhielten wir uns über Mengen, über Möglichkeiten der Speisen. Da hatte sie angemerkt, dass für einen Bienenstich die Mandeln unerlässlich sind. Ich wusste nicht wo ich welche auftreiben sollte. In Fallice hatten wir verschiedenste Nusssorten, um die ausgefallensten Kuchen zu gestalten. Sie überredete mich, dass wir Honigkuchen machen sollten. Nun gut, sei es darum. Nachdem wir uns geeinigt haben, besuchten wir noch den Prior um uns den erforderlichen Honig abzuholen. Die Priorei pflegte einen sehr weitläufigen Obstgarten und einige Bienenstöcke waren in ihrem Besitz. Angekommen, klopfte ich an die Tür. Der Bonnington öffnete. Er wirkte heute, ebenso wie Kasmina, sehr ungehalten. Irgendwas musste wohl in der Luft sein. Ich fühlte mich förmlich, als würde sich etwas zusammen brauen, aber nicht im Sinne des Bier-Genießers. Der Prior ging sogar so weit, dass er Kasmina so argwöhnisch beäugte, dass er sie nach dem Ursprung ihrer Ohrringe fragte. Glaubte er etwa, dass sie gestohlen waren? Ich hatte den Frommen Menschen noch nie so enerviert erlebt. Er verlangte sogar nach einer Bestätigung des Schmieds, dass der bescheinigen sollte dass sie richtigen Ursprungs waren. Ich wollte sie beruhigen, doch mich einzumischen war nicht in meinem Sinn. Womöglich würde ich auch noch den alten Herren kränken. Mit dem Honig gingen wir unserer Wege
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#12
22.06.2020 - Vorbereitungen

Aurelia entpuppte sich als große Hilfe auf dem Pfeiffermann Hof. Gemeinsam bereiteten wir alles für das Fest vor. Flott hatte sie sich auch geöffnet und wirkte schon gar nicht mehr wie eine nostrische Sklavin. Ganz im Gegenteil. Sie hatte ein selbstbewusstes Auftreten, welches ich selten gesehen habe. Schon fast ein wenig kindlich, als wäre sie durch die Sklaverei nie zu Schaden gekommen. Deyn hatte sie mit sehr viel Gutmütigkeit beschenkt. Sie ist genauso wie auch ich sehr tierlieb und freute sich sehr über die Vielfalt der Tiere auf dem Hof. Kasmina war beauftragt die Süßspeisen für das Fest vorzubereiten, doch es fehlte noch an Mehl. Meine Hilfskraft Aurelia erklärte sich prompt dazu bereit, welches mit mir zu mahlen. Als wir den Heuboden erklommen haben, begannen wir den Vorrat zu plündern. Knapp ein Dutzend Heuballen ließen wir die Rampe runter purzeln. Ich stellte mich auf den Ballen und begann ihr grob den Vorgang zu erklären. Doch bevor ich noch zu ende sprechen konnte, begann sie von ganz alleine nochmal die Tiere näher zu inspizieren. Die waren dann doch wichtiger, als meine Ausführungen wie man das perfekte Mehlerzeugnis schaffen kann. Etwas grummelnd bat ich sie um Ihre Aufmerksamkeit. Sie entgegnete schnippisch: "Was glaubt ihr denn! Ich bin eine Frau. Ich kann gleichzeitig ein Ei aufsammeln, euch zuhören UND es auch noch dabei zerdeppern!" Sie musste etwas beschämt grinsen. Nun musste ich doch lachen, und meinem Groll wich ein herzliches Lächeln, welches sie mit mir teilte. Schließlich schenkte sie mir doch die Aufmerksamkeit, die ich mir wünschte und wir verarbeiteten das Mehl im großzügig gestalteten Küchenofen zu Malz. Vorsichtig schwenkten wir im Wasserbottich daneben und trennten so quasi die Spreu vom Weizen. Die Hülsen trieben oben auf der Wasseroberfläche und das übrig gebliebene Korn schöpften wir ab. 

[Bild: MjYAxrC.png]

Aufgebreitet auf dem Tisch, ließen wir dem Korn einige Zeit zum Trocknen. Wir pausierten kurz die Arbeit und setzten uns bei einem kalten Glas Wasser an den Tisch. Bei der ganzen Arbeit musste ich sehr an Fallice und meine Vergangenheit denken. Wie mir damals mein Vater das Mehl mahlen lehrte und zeigte. Ich wurde ganz sentimental bei dem Gedanken und ich sprach über meine Vergangenheit. Es brach einfach so aus mir heraus. Ich fühlte mich Aurelia gegenüber schwach. Welches Recht hatte ich über mein zimperliches Leben da so zu sprechen als wäre es das schlimmste. Doch das schien sie wenig zu stören. Sie blickte mich leidvoll an und reichte nach meiner Hand, um mich zu trösten. Ich nahm sie entgegen und drückte sie. Wieder schaffte sie es, dass ich zu lächeln begann. "Na komm, dann wollen wir uns mal gleich dem anstrengendsten Teil widmen"

Ich bedeutete ihr mit zum Geräteschuppen zu kommen. Auf einem abgewetzten Apparat dem man die Jahre angesehen hatte, verteilten wir das Korn in einer auf einer Art Drehtisch liegenden flachen Schüssel. Diesen Mühlenstein hatte der findige Eisermann zusammen gebaut. Das sah man dem Gerät an. Ich setzte die schweren Mühlsteine ein und fixierte sie über dem Korn. Wir hielten uns jeweils an einem der Griffstäbe fest und reibten und mahlten somit das feine Weizenerzeugnis.
Nach vielen Runden die wir gemeinsam drehten, war es vollbracht. Feinstes Mehl!
Gerade rechtzeitig noch, dass es Kasmina zu Leckereien verarbeiten konnte. Wir füllten das Mehl in einen Sack und Aurelia machte sich auf den Weg es Kasmina zu bringen. Eine starke Frau ist sie, Aurelia. Wir kennen uns nur kurz, doch ich habe sie jetzt schon ins Herz geschlossen. Ich bin gespannt welche Abenteuer wir weiter erleben werden.
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#13
22.06.2020 - Das Fest der Hiebe

Es war vollbracht. Alles zur rechten Zeit, hatten wir die in Honig marinierten Hühnerschenkel, die Pilzsuppen und auch die Nachspeisen bereit für das Fest. 
Ich brachte meine Feldflamme mit zum Schrein der heiligen Christa, schon gleich bevor die heilige Messe begann. Auch Chilaili ließ sich blicken. Sie schien langsam zu genesen, doch war sie nicht sehr gesprächig. Sie konnte meine Komplimente für den Schrein, den sie da erbaut hat, gar nicht wirklich verarbeiten. Es fühlte sich an, als würde ein Kartoffelsack neben mir in der Kirche sitzen. Schade darum.

Die Glaubensbrüder des Solaner Orden haben sich für die Messe wieder die wunderschönsten Texte erdacht, um die Herrlichkeit und Schönheit Deyn Cadors zu beschreiben und der, der heiligen Christa. Ich nahm jedes Wort in mich auf und fühlte mich dabei fast erleuchtet. Der Prior hat jedenfalls keine Kosten und Mühen gescheut, um den Erfolg dies Festes zu gewährleisten. Rhys Morgan sprach in seiner üblich sanften, doch überzeugenden Stimme. Ich habe mich so sehr davon in den Bann gezogen gefühlt, dass ich so inbrünstig wie möglich mitsang, und "Amen" und "Hallelujah" jauchzte! Eine herrliche Kirche. Doch sammelte ich wieder böse Blicke für meine überschwängliche Begeisterung. Kessler zuckte ängstlich zusammen, wobei der Kerl mit seinen zusammen gekniffenen Augen so beinhart aussieht, als würden ihn nicht mal Piraten zum Schwanken bringen. Rhys Morgan lächelte mich herzlich an. Als die Messe vorbei war, sollte es noch eine Taufe geben, ich wusste nicht wer es war. Ich war zu sehr in Gedanken an das Fest versunken, dass ich Aurelia flott an der Hand nahm und zur Farm eilte, um aus dem Lagerkeller die restlichen Köstlichkeiten für das Fest holte.
Als wir zurück waren, da suchten bereits alle nach ihr. Sie sollte getauft werden! Das war mir nun dann doch sehr peinlich, aber sie war noch rechtzeitig erschienen,um ihre Taufe zu erhalten.

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Nun ging es zum Schrein der heiligen Christa. Leto Kynes hatte heute einen sehr rauen Ton, vielleicht ist das ja so üblich, wenn die anderen Gardisten da sind. Ich hätte so gerne mit Chilaili getanzt, doch war ihr selbst ein gemeinsames Händeklatschen wohl zu viel Aufregung. Also suchte ich mir einen anderen Tanzpartner. Der neue Buchbinder der Stadt hatte sich gleich Aurelia geschnappt. Unschüchtern wie ich bin, habe ich mich gleich in die Mitte gestellt und fragend in die Menge geblickt. Da funkelte ich meinen lieben Arbeitgeber an: Eisermann! Er erkannte sofort an meinem Strahlen, worauf ich hinaus war. Er schüttelte ängstlich den Kopf, doch es war zu spät. Ehe er noch "Nein" sagen konnte, ergriff der Prior Bonnington das Wort und sprach: "Eisermann und Bergrecht, ihr tanzt zusammen!" Dieser Aufforderung konnte sich der liebe Mechanikus dann doch nicht entziehen. Emsig studierten wir die Tanzschritte ein. Aus dem vergnügten hin und her wackeln wurde ein Wettkampf. Einzig allein den Kuss, den sich Mann und Frau am Ende der Schritte geben sollten, sparten wir uns. Nun wurde es ernst. In Reih und Glied hat uns der Prior aufgestellt. Jetzt ging es um die Wurst - wortwörtlich - denn danach soll der Hauptgang des Essens ausgeteilt werden. 

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(( 
(( Sireals oder Decaprius müsste doch bestimmt den Qualtinger kennen Big Grin ))

Wild wirbelten die Tänzer hin und her. Einer ehrgeiziger als der andere gaben sie Schritt für Schritt ihr Bestes. Es war anmutend mit an zu sehen. Ich hatte jedenfalls großen Spaß den Eisermann so beweglich zu sehen. Die Zuschauer jauchzten. Schweißgebadet legte ich den letzten Schritt hin, statt des Kusses zwinkerte ich Eisermann nur an. Der Prior war begeistert. Er tuschelte etwas, es sieht so aus als wäre er von unserer Performance besonders begeistert. Wir pausierten den Tanz für eine kleine Stärkung. Ich teilte die Hühnerschenkel in feiner Honigmarinade aus und die Leute schmatzten, sichtlich das Essen genießend. Nun erfolgte die letzte Herausforderung. Wir stellten uns alle um den Prior in einer Linie auf. Ich war in Gedanken noch zu sehr an den Genuss der Hänchenschenkel gebannt, um mitzubekommen, worum es eigentlich geht. Er begann mit einem Stock einen nach der Reihe auf die Beine zu klopfen, als würde er eine fehlerhafte Haltung korrigieren wollen. Panisch blickte ich um mich. Was sollte ich tun? Ein jeder streckte das Bein. Ich tat es ihnen nach. Als ich an der Reihe war, begradigte der Prior meine Haltung mit dem Schlag des Stocks. Ich knirschte mit den Zähnen und streckte das Bein. Ich kam mir dabei vor wie eine grazile Ballerina. Der Prior blickte mich jedenfalls zufrieden an. Als er mit allen durch war verkündete er stolz: "Ich erkläre Bergrecht und Eisermann zum Ballkönig und Ballkönigin des Festes!" Alle jubelten. Ich staunte über das Ergebnis. Sofort setzte er uns eine Art Krone auf, ich erhielt einen Reif mit Schleier. Somit war ich wohl die "Ballkönigin". Ich rollte mit den Augen, doch nahm ich es sportlich. Allgemein war das Fest sehr unterhaltsam. Der Prior bedankte sich bei dem Pfeiffermann Hof herzlich für die Mühen und die köstlichen Speisen. Kasmina blieb dem Fest leider fern. So habe ich den Dank wenigstens an sie weiter geleitet.

Ich ließ mich ins Bett plumpsen und schlief alsbald ein.

23.06.2020 - Das Morgen Grauen

Ich hüpfte aus dem Bett. War es schon spät gewesen? Ich blickte zwischen den Fensterläden in das Freie. Ich sah die Sonne nicht, doch war es sehr hell. Oh, schon Mittag. Zu lange habe ich beim Fest gespeist, getrunken und getanzt. Dann mal raus aus den Federn. Aus dem Hof raus getreten, traf ich Kasmina. Ich erzählte ihr von dem überwältigenden Erfolg des Festes. Ein Jammer, dass sie nicht dabei war. Ich gab ihr Ihren Anteil der Entlohnung. Neugierig befragte ich sie noch einige Zeit ihrer magischen Kräfte wegen. Ich hätte sie auch noch gerne viel länger gelöchert, doch da näherte sich jemand mit festen Schritten. Es war Oberwachtmeister Leto Kynes. Er hatte seine rohe Art von gestern nicht abgelegt. Im Gegenteil. Ruppig verlangte er mich zu sprechen. Ich hatte kein gutes Gefühl dabei, doch lächelte ich ihn in meiner gewohnten Art an. Schließlich habe ich ihn als Mann mit Begeisterung kennen gelernt. Ich verabschiedete mich bei Kasmina und gemeinsam marschierten wir zur Taverne, um dort in Ruhe zu reden zu können. 

Schleichend begann mich ein Verdacht zu regen. Es fühlte sich an, als würde ich zum Schafott abgeführt zu werden. Ich begann mich schuldig zu fühlen, obwohl ich noch nicht mal wusste wofür. Ich schloss die Tür auf, bat ihn herein, bot ihm noch ein Getränk an, welches er entschieden ablehnte. Wir nahmen uns das Zweibach Zimmer, welches für mich jüngst eine besondere Bedeutung erhalten hatte. Da erkannte ich irgendein Zeichen an seiner Brust prangen, von dem man sich vor einer Weile erzählt hatte. War es ein höherrangiges Abzeichen der Garnison oder gar ein Anderes? Ich wusste es nicht und das war jetzt auch nicht so wichtig wie das, was Leto Kynes zu sagen hatte. 

Er erinnerte mich an meine Mission in Carni, wo ich zusammen mit Eisermann geholfen hatte, Minenstollen zu errichten. Mir wurde vorgeworfen, ich würde Sorridia - den Feind Tasperins dabei aktiv unterstützen, an wichtige Erze zu kommen und so sich einen essentiellen Vorteil im Wettrüsten gegen das gelobte Land zu verschaffen. Jetzt war nicht der Zeitpunkt um klein bei zu geben und in die Kniehe zu gehen. Er war kurz davor mich einzuschüchtern. Entschieden bellte ich zurück. 

"Ich helfe da wo ich gebraucht werde, ich mache keinen Unterschied zwischen Volk und Rasse. Denn so hat man es mich gelehrt, immer gütig zu sein. Immer hilfsbereit. Denn wir alle sind Geschöpfe Deyns, und wir alle verdienen es, Hilfe zu erhalten. Mir war nicht bewusst, dass ich irgendjemand einen Gefallen tun würde, sich in einem Krieg zu rüsten. Denn das war nicht in meinem Sinn. Ich wollte von Eisermann lernen und dabei ihn unterstützen, wohin er mich auch mit nimmt." 

Kynes verstand es, seine Feinde und Diskussionspartner in Schach zu halten. "SCHWEIGT!" brüllte er. Er erklärte mir,  dass dies meine erste und einzige Warnung sei, dass dies der Hochverrat an Tasperin ist. Mein Gemüt lockerte sich, ich hatte nichts mehr zu verlieren. 

"Wenn ihr schon wollt, dass ich euch nicht im Wege steh, dann verratet mir wenigstens wie ich helfen kann. Leitet mich an". Mein Flehen und meine Ergebung hatte keinen Effekt. Leto blieb ernst und er beging dabei einen großen Fehler. 

"Ich brauche keinen der mir in einem Krieg im Wege steht! Haltet euch einfach fern, Wirt" 

Das war der Tropfen der das Fass zum Überlaufen brachte. Ich war bereit ihm mein Vertrauen und meine Kräfte zu widmen, doch er entschied sich dagegen. Er beschloss, dass ich in diesem Machtspiel von Sorridia und Tasperin keinen Platz habe. Er zeigte mir somit meine Wertlosigkeit für ihn und für sein viel gelobtes Vaterland. Alle Achtung die ich vor diesen Menschen einst hatte schwand mit diesem Satz. Er wusste es, wie er mich zuerst aufbauen kann, nur um mich einige Wochen später so zu zerschmettern. Er schürte in mir allen Zorn, ich krallte mich an dem einzigen Möbelstück fest, welches für dieses Zimmer zur Übernachtung herhalten musste. "Wirt, vertraut niemanden"  Das war das dritte mal in dieser Woche, dass ich diesen Satz hörte. Ich versuchte mich zu wehren., dass ich gerne wenigstens ihm vertrauen wollen würde. Doch bei diesem Verhalten wird er mir wohl kein Vertrauen einbläuen können. "Mir liegt nichts daran, dass ihr mir traut" Mit Nachdruck gab er mir zu verstehen, dass er für mich keine Verwendung hatte. 

"Haben wir uns verstanden, Wirt?" 

Ich knirschte mit den Zähnen und gab ein gequältes "Jawohl" von mir. Das war ich also für ihn, ein einfacher Wirt - weiter nichts. Er wird sich noch an den Tag erinnern, wenn Famus Bergrecht etwas in diesem Land bewegen sollte. Er öffnete die Tür, stopfte seine Pfeife und ging seiner Wege. Irgendwas musste ich tun. Die Frage ist nur, was?
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#14
23.07.2020 - Licht am Horizont

Während dem Wettkampf um Cabu war ich in die Arbeit auf dem Hof vertieft. Ich entstaubte den Kornspeicher, reparierte die letzten angeschmorten Balken und produzierte etwas Mehl. Alle waren dabei, die Insel für Tasperin oder Sorridia zu beanspruchen. Ich betete zu dem Herrn, Deyn Cador, dass er alle meine Freunde wieder wohlbehalten nach Hause geleiten würde. Egal wer nun gewinnen würde. Heute würden sie zurückkehren. Sehnsüchtig erwartete ich die Reisenden am Pier. Sie waren wieder da! Eisermann, Aurelia, Hokun und Alle jene die ich vermisst hatte waren zurück!

Endlich hatte ich die Möglichkeit Aurelia ihren längst ausstehenden Lohn für ihre Bemühungen zum Honigfest auszuzahlen. Es fühlte sich toll an, ein so großzügiger Arbeitgeber wie Eisermann zu sein. Sie lud mich dafür in die Kräuterstube zu Chilaili ein. Sie schien sich schon sehr gewandt und wie selbstverständlich in ihren Häusern zurecht zu finden. Die ehrliche Arbeit ließ sie munter wirken und sie tat es mit Freude, das sah man ihr an. Sie schenkte mir etwas frischen Pfefferminz Tee ein und wir sprachen gleich wegen der Bezahlung. Ich zahlte ihr den stolzen Lohn von zwei Gulden für Ihre Hilfe beim Mehl mahlen, dem hin und her Tragen und Mitorganisieren. Die hatte sie sich echt verdient. Sie sah mich ungläubig an. Noch nie in ihrem Leben, oder zumindest sehr lange nicht mehr hatte sie sowas wie Geld ihr Eigen nennen dürfen. Mit Freude verfolgte ich, wie sie zuerst mit großer Verwunderung und großen Augen das Güldene anstarrte, danach drauf herumkaute und schließlich murmelte "Nicht zu fassen.. Es ist wirklich kein Traum". Ich strahlte sie an und bat sie, sorgfältig damit umzugehen. Sinnvoll wäre es sicher, ihre Bürgerurkunde endlich nachzuholen. Da erzählte sie mir von dem Zwischenfall, dass der Herr vom Stadtrat ganze 5 Gulden dafür verlangen würde. So hatte ich das aber nicht in Erinnerung. Ich wünschte ich hätte weitere Aufträge für sie. Chilaili meinte jedenfalls, sie kann sich keine weitere Arbeitskraft leisten. Dafür tut sie aber bereits viel zu viel. Schreinerei, Landwirtschaft, ja sogar eine Käserei besitzt sie. Vielleicht läuft das Geschäft einfach nicht so gut, das würde mich nicht weiter wundern, wenn es ja mit Eisermann und mir ganze 3 Landwirtschaftsbetriebe für diese kleine Stadt gibt. Ehe ich noch meine Gedanken weiter sortieren konnte, kam Chilaili in die Stube dazu. Nachdem sich Aurelia von ihrem Schock erholt hatte, erzählte sie von ihrem Besuch auf Cabu. Sie wurde von einem Bären angegriffen. Bei diesen Erzählungen ergriff Chilaili die höchsten Gefühle der Fürsorge. "Schnell! Lass mich die Wunde sehen! Die muss man ja richtig versorgen und ausspülen und verpflegen" Aurelia blickt sie etwas grummelig an. Sie versicherte ihr, dass es ihr gut gehen würde. Doch im selben Moment fiel sie kraftlos zusammen. Chilaili und ich wechselten Blicke der Entschlossenheit. Wir handelten schnell und prompt fassten wir sie an den Beinen und Armen und trugen sie zu ihr nach Hause wo sie von der Schreinerin versorgt wurde. Chilaili war wohl nicht nur ein Mensch für das Grobe sondern konnte auch Wunden verarzten. Ich ließ die zwei alleine in dem Zimmer und trat an die Terasse. Draußen verfolgte ich noch das Gespräch welches dumpf durch Fenster und Gemäuer drang. Aurelia kam wieder zu Bewusstsein und beteurte noch immer, dass alles in Ordnung sei. Ich blendete das Gespräch aus und begann erneut meine ganze geistige Kraft an Deyn Cador zu widmen. Ich begann zu beten.

Ich sah den ewig langen Meereshorizont vor mir, auf dem sich der Mond wie ein Silbertablett aus einem viel zu noblen und adeligem Haus spiegelte. Ich sah über das Geländer in das Meer, in dessen ruhigen Wogen sich mein Antlitz etwas verzerrt spiegelte. Ich fühlte mich wie ein Gast auf dieser Welt der viel zu gut behandelt wird. Neben den großen Gestirnen ist unser Deyn-geleitetes Schicksal bedeutungslos, so dachte ich. Trotz dieser Gedankengänge schloss ich meine Augen und richtete ich meine Worte an den Allmächtigen. 

"Für jemand, der bereits so viel geschenkt bekam, fühlte ich eine Scham, dass ich mir anzumaßen traute, nach mehr zu verlangen. Dennoch bitte ich dich, oh großer Herr des Lichts, der du uns auch im Dunkeln den Weg weist. Gib gut Acht auf meine lieben Freunde, die mir teuer sind. Mach Aurelia schnell wieder gesund und mach, dass meinen Freunden, Felix Eisermann, Hokun und Chilaili nichts Böses zustößt." Als ich diese Worte murmelte, schloss ich die Augen wieder auf. Ich spürte die Nähe von Chilaili an meiner Seite, sie schmiegte sich an mich und legte einen Kopf an meine Schulter. Ich starrte weiter in den unendlichen Ozean um mich noch einmal an meinem kleinen Platz in dieser Welt zu erinnern. "Aurelia ist nun verarztet, ich habe ihre Wunde gespült und versorgt, sie wurde von einem Bären gerissen" Trotz der Aufgewühltheit, die sie gerade noch in sich hatte, sprach sie nun etwas ruhiger. "Und dann sprach sie auch noch von einem Skelett. Die ist wohl noch nicht ganz bei Sinnen.".

Ich umarmte sie fest und wir sprachen noch einige Zeit über die Ereignisse auf der Insel und die Dinge, die uns bewegten. Ich sprach sie auf das schöne Haus an, welches sie bald weiter verpachten oder aufgeben würde. Sie wolle in die Käserei ziehen. Als ich sie mit meiner selbstverständlichen Art fragte, ob ich denn nicht das Haus kaufen oder mit ihr leben könnte, lief sie rot an. "Ach Famus, du weißt doch, dass die Leute schlecht über uns reden würden. Sie würden denken ich wäre eine Schlampe" Sie hatte Angst um ihren Ruf. Ich war etwas zu naiv und mir war ihre genaue Vorgeschichte unbekannt um das alles zu verstehen. Doch ich konnte verstehen, dass sie mehr Angst um ihren Ruf hatte, als dass sie mein Angebot ablehnen würde. 
So viel verstand ich.
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#15
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17.9.2020 - Zerzaust aber nicht verloren

Die Aufregung um die Ereignisse rund um Neu Corethon haben sich gelegt, zumindest ist es das, was ich mitbekomme. Dennoch ist die Spannung nicht gewichen. Wer hat Eisermann wirklich ermorden wollen?
Mein Frust und mein Misstrauen gegen Kasmina hatte sich gelegt. Vielleicht war sie doch nicht Schuld an dem Attentat.

So lebte ich Tag ein, Tag aus auf dem Hof und ging meiner Arbeit nach. Pflegte die Bäume, erntete Weizen. Die Taverne stand etwas leer. Nachdem ich Aurelia die Schlüssel für die Taverne gab, wurde sie kurz darauf von Eisermann vom Hof und der Taverne verjagt. Sie wollte nicht mit Chilaili zusammen arbeiten. Bevor nun jemand das lang erarbeitete Vertrauen und die Zusammenarbeit zwischen den Bauernhöfen nun zerstört, hatte er sich entschlossen Aurelia zu entlassen. Dabei hatte ich Aurelia so liebevoll in Erinnerung. Wir haben sich alle um sie gekümmert, damit sie hier in Neu Corethon ein Zuhause finden kann. Aber sie war auch wohl ein wenig zu verspielt und erkannte den Ernst der Lage nicht. Ich hätte mich wohl auch fast in sie verliebt, hätte mich die Realität und auch meine Freunde nicht gebremst. Ich habe zu leichtfertig vertraut. Ich hatte Angst vor dem Tag, an dem sich alles entzweit. Doch es soll noch schlimmer kommen.

Sie erzählte mir erst kürzlich auf welche Abenteuer sie sich eingelassen hatte. Dass sie sich bei der Silberlegion herumtreibe. Würde "Gefallen" erfüllen und für sie arbeiten. Sie lernte von Windwiegen wie sie mit dem Schwert umzugehen hat. Führt sie etwas im Schilde? Ich war etwas verdutzt. Habe ich ihr erst noch kürzlich so sehr vertraut, schien sie plötzlich eine ganz andere Person zu sein. Irgendwie haben sich alle verändert. Eisermann wurde immer missmutiger, Chilaili immer bitterer und Aurelia geheimnisvoller. Kasmina schien sich langsam auch an das Leben auf der Insel gewöhnt zu haben und sie rümpft nicht mehr so oft die Nase, wenn sie statt einem feinem Vino einen Apfelmost vor die Nase gesetzt bekommt. Ich werde wohl selber Wein anbauen und herstellen müssen. Bis es so weit ist, habe ich einen Aushang am Schwarzen Brett befestigt. Hoffentlich meldet sich jemand. Und wenn es Leto Kynes wäre.. Irgendwo muss ich dann über meinen Stolz hinweg sehen.

Chilaili berichtete mir erst kürzlicha selbst davon, dass sich jemand von der Silberlegion in der Stadt herumtreibe. Wozu auch immer. Ich sah das als Chance Eisermann zu beschützen. Ich suchte ihn auf und lud ihn in die Taverne ein, um zu erkunden, ob es möglich sei Eisermann zu beschützen. Es sei natürlich, wenn bereits jemand von der Silberlegion bereits den Auftrag hatte ihn zu ermorden, dann würde man hier sicher über den Preis sprechen können. Jedoch gab der Söldner zu verstehen, dass ihre Auftraggeber im Geheimen bleiben sollen, sollte es welche geben. Er versprach mir am morgigen Tage jemand zu schicken, der mit mir die Details des Vertrages vollenden würden.
Ich bedankte mich und er ging seiner Wege.

18.9.2020 - Die Ruhe vor dem Sturm

Ich habe Hokun und Julia Schwarz zu einem Festmahl eingeladen, um ihnen für ihre Mühen zu danken, Eisermann immer aus der Patsche zu helfen. Die Magier werden oft als böse Wesen gesehen, aber sie verrichten die undankbare Arbeit in der Not. Ich wollte mich für ihre Mühen bezüglich Eisermann erkenntlich zeigen. Die Magier haben schon eine ganz seltsame Eigendynamik von der ich dir erzählen mag, liebes Tagebuch.

Ich bereitete alles für das kleine Festessen vor.
So langsam leerte sich der Bestand an Alkoholika und anderen Getränken in der Taverne. Ich habe dafür einen Aushang auf dem schwarzen Brett angebracht. Meine Gäste wollten unbedingt Apfelmost.
Also suchte ich in den letzten Lagerbeständen die Überreste dieses herrlich süßen Getränks. So lange ich auch suchte, ich hatte nur noch eine kleine Flasche über. Ich berichtete meinen Gästen von dem Problem. Sie waren nicht erfreut, aber der gutmütige Hokun einigte sich darauf, dass Julia den Most bekommen dürfte.

Wenig später konnte ich doch noch eine Flasche Apfelmost finden. Die Rettung für Hokun! Stolz balanzierte ich das Getränk zu deren Tisch und verkündete fröhlich, dass es noch einen letzten Tropfen gäbe.
Die Gesichter der beiden erhellten sich. Bevor Hokun etwas sagen konnte, quiekte Julia: "Jaaa! Mehr Apfelmost für mich!". Hokun blieb ruhig, doch war auf seinem Gesicht die Enttäuschung zu sehen.

Nun, vielleicht hat er mit dem Essen mehr Glück.

Julia bestellte: "Ich nehme den Braten, aber mit viel Karotten"
Liebes Tagebuch, lass mich dir ein kleines Geheimnis anvertrauen. Hokun hasst Karotten, oder vielmehr er hat Angst davor. Warum auch immer. Seltsam für jemand der mit Naturheilkunde und Landwirtschaft zu tun hat.
Hokun entgegnete angewidert: "Julia, muss das sein? Du weißt doch, dass ich Angst vor den Dingern habe.."
Julia grinste verschmitzt und sagte zu mir: "Mit GANZ vielen Karottten"
Hokun sinkte verzweifelt in den Stuhl.

Etwas amüsiert machte ich mich daran, das Essen zuzubereiten.

In Gedanken versunken heizte ich den Ofen an und fing an die bestellten Braten und den Lachs anzubraten.
Abgelenkt lehnte ich mich gemütlich gegen den Ofen und AUA! Da passierte es, da verbrannte ich mir die Finger an dem heißen Teil.
Die Gäste haben es wohl gehört und schnell trabte Julia die Treppe herab. Sie kümmerte sich rasch um mich und für einen Moment lies sie ihre emotionslose Fassade fallen und war fürsorglich für mich da.
Es war schon seltsam, hatte sie sich vor kurzem noch als kalte, emotionslose und mysteriöse Magierin gezeigt. Heute war sie ein ganz anderer Mensch. Ich werde die Magier wohl nie begreifen.

Als das Essen fertig war, richtete ich es schön mit Kräutern, Gewürzen und... Julias Karottenhaufen an.
Alle waren zufrieden und es schmeckte! Wunderbar.

Ich dachte mir, ich richte es den beiden schön romantisch ein und entzündete eine Kerze.
Darauf hin funkelte mich Julia etwas traurig an. Was habe ich getan? War sie allergisch auf Karotten?
Diesen Magiern kann man es nie Recht machen!
"Hokun, kannst du mich nach Hause bringen?" stammelte Julia.

Darauf verliesen die beiden die Gaststube.

Etwas geknickt räumte ich die Überreste weg und schloss die Taverne.
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#16
[Bild: MjYAxrC.png]

30.10.2020 - Innere Leere

Eisermann ist tot. Ich habe lange gebraucht diese Trauer und aber auch den Ärger zu verdauen, deswegen wage ich es erst heute wieder in mein Tagebuch zu schreiben, sonst hätten mich diese Gefühle übermannt.
Im Kern der Stadt wurde eine Bombe unter dem Podest angebracht, wo die Feierlichkeiten zum Abschied und zur Beförderung des Magisters Felix Eisermann stattfinden sollten. Ich habe erste Hinweise wer die Schuldigen sein könnten. Der allmächtige Deyn Cador helfe, dass die verweichlichten Wachen sie zuerst finden, bevor ich Selbstjustiz üben kann.
Für ein Monat war ich in desolaten Zustand, ich wanderte ziellos durch die Wälder und überlegte fast als Einsiedler mich alleine irgendwo meinem Schicksal zu überlassen. Das hätte ich aber Chilaili nicht antun können. Ich habe doch noch einige Freunde die mir zur Seite stehen.

Die Begegnungen mit Aurelia waren eher weiter unerfreulich. Sie schleppte mich zur Silgerlegion, aus welchem Grund weiß ich nicht mehr. Es ist kaum erwähnenswert, dass sie mich wie den letzten Hund behandelten, während sie Aurelia königlich empfangen hatten. Meine geballte Wut konnte ich nicht lange zurück halten. Dieser Söldner hätte Eisermann beschützen müssen, wie ich es ihm aufgetragen hatte. Es wär seine Pflicht gewesen. Die Silberlegion steht selbstverständlich nicht für seine Tatenlosigkeit gerade.

Verzweifelt und bloß gestellt verlies ich unter Tränen das Lager der Silberlegion. Wenn mir keiner helfen möchte, muss ich wohl alleine weiter nach den Gaunern suchen, die Eisermanns Tod zu verschulden haben.

Ich tat nur noch das Notwendigste. Ich melkte die Kühe, fütterte die Schafe, öffnete nicht mehr die Taverne und reflektierte mein Leben.

Arme Magier

Indessen wurde Julia Schwarz dafür verklagt, Leto Kynes nicht verarztet zu haben. Die Anklage ging durch und sie schuldet der Stadt nun 92 Gulden! Das ist unfassbar. So viel hätte nicht mal Eisermann zu Lebzeiten gehabt. Als hätte die Arme Magierin es nicht schon schwer genug.

Ich bot ihr an mich in meiner Arbeit zu unterstützen. Chilaili meinte nur entsetzt "Famus! Du kannst doch nicht die Adepta auf dem Hof arbeiten lassen!"
Für einen Moment dachte ich mir, es wäre typisch, dass die Magier sich zu fein sind, harte ehrliche Arbeit zu verrichten. Doch in ihren Augen sah ich, dass sie sich es vielleicht anders überlegen würde.
Ich würde sie mit offenen Armen empfangen, doch hatte ich ein wenig Angst in seine Fußstapfen als Arbeitgeber zu treten. 

Am Tag danach passierte es dann tatsächlich und Julia Schwarz fragte mich nach Arbeit. Sie blickte mich ganz geknickt an. Da erweichte mein Herz und ich lud sie herzlich ein um die Einzelheiten zu besprechen.
Ich bemühte alle meine Gesichtsmuskeln und strahlte sie an, damit wohl etwas der Laune auf sie überspringt. Ihre kalte Aura hatte etwas geheimnisvolles was entdeckt werden möchte. Tief irgendwo darunter muss doch ein warmes Lächeln verborgen sein. Ich würde mit ihr geduldig sein und mich bemühen es ihr zu entlocken.

Wie es scheint, hatte sie schon einmal vor langer Zeit auf dem Hof gearbeitet, wie sie mir berichtete. Ich kümmerte mich nicht all zu sehr darum ob sie Erfahrung hätte. Für mich war nur eines wichtig: Das gegenseitige Vertrauen. Alles andere würde ich ihr schon zeigen.
Sie beteuerte, dass sie einige Zeit braucht um mit anderen "warm" zu werden. So schlug sie mein Angebot zum "Du" erstmal aus.

Wir besprachen die Konditionen. Als ich ihr sagte welchen Lohn sie erhalten würde, sah sie mich etwas fassungslos an. Etwas peinlich berührt, dem Arbeitsgebergeist Eisermanns nicht gerecht zu werden stammelte ich: "Ist das zu wenig?" Sie erholte sich von ihrem kurzen Schock und antwortete nur knapp "Nein".

So langsam plagt mich der Verdacht, dass ich der erste bin, der sie so liebevoll behandelt. Ich hoffe ich überfordere die arme Magierin nicht.

Als ich ihr dann den Schlüssel für das Haus geben wollte, fragte sie mich, wieso ich ihr so großes Vertrauen entgegen brachte. Ich musste nachdenken.
Meine Kindheit und Jugend war von Schicksalsschlägen durch Schwarzmagier geprägt. Der Verlust meiner Eltern, von Haus und Hof und meinem Heimatland.
Wenn ich mir eine Chance geben würde, den Magiern wieder zu vertrauen, dann wäre es diese. Ich wünsche mir so sehr, dass sie dieses Vertrauen nicht missbraucht. 
Ich zuckte mit den Schultern und sprach: "Ist einfach nur so ein Gefühl".
Was auch immer sich wirklich unter dieser unschuldig aussehenden Adepta verbergen möge, ich hoffe sie ist mir gnädig gestimmt. Oder habe ich etwa Skrettjah persönlich in mein Haus gelassen?

Darauf entgegnete sie mir in ihrer kühlen Art gestreut mit kindlicher Direktheit: "Ihr seit aber nicht gerade gescheit"

Ich bin nicht der Mensch der anderen böse sein kann, aber irgendetwas schnippisches musste ich sagen. Sonst wär ich nicht der wortgewandte Wirt wie man mich kennt.
"Ihr seid nicht gerade aufgeschlossen, Fräulein Schwarz"

Ertappt blickte sie mich an: "Nein.. Das ist nicht meine Stärke"
Ich wünschte ihr eine gute Nacht und sichere Wege.

Ich bin gespannt wie sie sich schlagen wird.
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#17
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18.11.2020  - Schrecken aus dem Moor

Mit einem Schrei wachte ich aus meinem seichten Schlaf auf. Mit dem Abdruck des Pergaments auf meiner Stirn auf dem ich wohl eingeschlafen war und einem Stechen in den Seiten und in den Kniekehlen schreckte ich auf.
Ich blickte mich gequält um und erkannte prachtvolle Banner und eine gigantische Karte Neu Corethons. Langsam dämmerte es mir, das war kein böser Traum, das war Realität. Wir sind im Krieg und ich bin mitten drinn.
Während die Tage zuvor wir alle noch gemeinsam in der Taverne herzlich lachten und siegessicher über den Angriff der Python herumalberten, kam diese neue Wirklichkeit über uns gerollt. Wie eine schwere unaufhaltsame Lawine.

Da fiel es mir wieder ein. Ich war in der Garnison. Die Untoten haben die zweiten Barrikaden durchbrochen und nun ist auch die Taverne nicht mehr sicher zu betreten. So versuchte ich in der Garnison Schutz und vor allem einen Schlafplatz zu finden.
Zusammen mit Jorn und einigen Soldaten konnten wir die zweite Welle zurück schlagen. Apropos Jorn Tyrridson.. Ich habe ihn noch gar nicht im Tagebuch vorgestellt.
Er kam erst vor Kurzem auf diese Insel. Aber an dem Tag wo ich ihn in der Taverne kennen gelernt habe, da sind wir sofort warm geworden miteinander. Seither hilft er mir aktiv am Hof und in der Taverne. Er scheint ein guter Mann zu sein. Auch bei diesem Kampf um die Riesenpython hat er seinen vollen Einsatz gezeigt. Im Krieg tut er auch sein bestmöglichstes um uns von den Scharen an Untoten zu bewahren.

Erschöpft nach dem Kampf sprach ich zu den Verletzten und versuchte Trost und Nahrung zu spenden. Das lies mich für eine Weile meine eigenen Wunden vergessen, aber ich konnte mich nicht gänzlich ablenken. Der andauernde Regen gestaltete dies nicht einfacher. Da trat Chilaili an das improvisierte Lazarett hin und unternahm einen Versuch der Aufklärung, dass sie nicht verantwortlich für all dies wäre.

Chilaili wurde vorgeworfen für den Tod der Gefallenen und diesem Untergang der Welt volle Schuld zu tragen. Der Wächter der Magierakademie Hanau, der Soldat Andrej Kreyde und etliche Andere sind gefallen. Auch wenn Chilaili nicht immer mit Wissen und Verstand die Probleme der Dürre und mit der Bekämpfung des Nebelelementars Caligo anging, so wäre das für mich persönlich kein Grund so einen schweren Vorwurf an sie zu richten. Vielleicht versucht man in diesen schweren Zeiten jetzt einen Verantwortlichen zu finden. Und so sehr sich die Betroffenen wünschen, dass sie den Verbrecher bereits gefunden haben und nun lynchen können. Es muss mehr dahinter stecken. Etwas was wir alle übersehen. Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, da erhob sich Julia Schwarz aus ihrem Bett im Lazarett und begann auf Chilaili einzuprügeln. Im selben Moment machte mir Aurelia Vorwürfe ich hätte ebenso Schuld daran getragen die Gemüter der Verletzten in Aufruhr zu bringen. Verräterisches Weib, dabei wollte ich nur beschwichtigen. Es war zu spät. Es haben sich alle darauf geeinigt, dass Chilaili die Schuldige ist. Erst Windwiegen konnte dem Handgemenge Einhalt gebieten. Den Kopf schüttelnd suchte ich nach einem Bett oder Ähnlichem, und schlief letztendlich auf einen Stuhl zusammen sackend ein. Ich war energielos. Von den Kämpfen, vom Gezeter. Ich wollte einfach nur noch schlafen. So übermannte mich bald die Müdigkeit und ich schlief auf der taktischen Karte der Garnison am Tisch ein. Ohne es zu merken, befleckten die Tränen und auch etwas Blut das feine Pergament.
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#18
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7.4.2021 - Spuren der Zeit
Liebes Tagebuch. All zu lange habe ich dich nicht mehr angerührt. Vieles habe ich gelernt, vieles mag noch kommen. Ich bin nun stolze 3 Jahre auf dieser Insel. Länger als die meisten die hier ihr kurzes Leben fristen. Wohl weiß ich mittlerweile wie tief ich meine Nase in die Angelegenheiten anderer reinstecken kann, für vieles ist es vielleicht schon zu spät. Weit habe ich es gebracht für einen dummen Bauern, viele Herzen und Wettbewerbe habe ich gewonnen. Doch was sind diese Errungenschaften wert, wenn alles was einem lieb und teuer ist stirbt? Viele Freunde habe ich in der Blüte ihrer Zeit angetroffen, und sie verwelken sehen, ehe sie der Tod ereilte. Meinem Mentor und Freund Eisermann folgten viele Andere. Der Kartograph Dirk Kessler wurde erhängt, Julia Schwarz hatte ihr dunkles Schicksal zu früh ereilt, und Hokun Tyrför hat sich nun auch unfreiwillig Renbold, dem Gebieter über die Toten angeschlossen.

Wenn man aufmerksam durch die Straßen wandelt, so kann man neben dem alltäglichem Gezanke auch die Frustration und Angst der Bürger spüren. Ich spüre es. Sie besuchen die Messe um sich in den warm wohlig fühlenden Worten der Priester zu suhlen, doch ich fühle, dass sie gottlos und rastlos sind. Böse Zungen sprechen von mir als Dorftrottel, wenn ich mich an der Messe beteilige und das Wort über die heiligen Zwölf vernehme. So manche scheinen sich nicht mehr an das Licht unseres Herrn Deyn Cadors führen zu lassen, egal wie viele Messen sie auch besuchen. Diese Insel ist ein Sündenpfuhl und nicht einmal der Orden vermag Ordnung in dieses Durcheinander zu bringen. Auch an Chilaili verging die harte Zeit nicht unberührt vorbei.

Doch der Herr weiß seine Schäfchen an den richtigen Hirten zu entsenden, und so hat er mir neben Jorn Tyrridson einige andere neue Freunde gesandt, denen ich vielleicht zu helfen vermag. Jedenfalls bringt es mich zum Schmunzeln, dass ich die Menschen noch immer am wenigsten zu vergrämen scheine.
Jorn Tyrridson hat sich meinem Versuch, immer gütig zu sein zum guten Beispiel genommen, und ohne große Rückfrage zwei Neuankömmlinge im Heuboden untergebracht. Ich bin stolz auf meinen guten Freund.
Anton Schmidt ist ein grobschlächtiger pummeliger herzenslieber Mann, doch sehe ich ihm an, dass er ein sensibles und feines Gefühl für seine Mitmenschen hat. Zu gerne hätte ich ihn mit seiner Harfe spielen hören. Ich hätte ihm noch gerne lange über seine Ausführungen über seine Herkunft und seine Reise zugehört.

Ich hoffe sehr, dass der Herr Deyn Cador mir noch lange meine Offenheit für Neues und Güte gegenüber Fremdlingen lässt, egal wie viele Schicksalsschläge mich noch treffen mögen.
Liebes Tagebuch, ich bete dafür, dass ich dieses Buch in besseren Zeiten wieder öffne, und mit einem Lächeln über die alten schweren Zeiten schmunzeln kann.
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#19
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(Achtung, heutiges Musikvideo sehr blutrünstig, es reicht auch der Songtext um die Stimmung aufzufassen )

5.4.2021 - Schwäche

*Dicke Blutflecken besudeln das sonst so ordentliche Tagebuch des Bauern, eine krakelige Schrift zeichnet sich ab*

Ich darf mich nicht brechen lassen. Darf nicht aufgeben. Ich finde kein Feuerzeug, ich werde verrückt.. Doch ich bin nicht verrückt. Noch nicht. Keinen letzten Atemzug werde ich verschwenden. Ich will mir die Haare raufen, doch es gibt nichts zum Ziehen, zum Greifen, nichts zum Raufen. Ich kann nicht denken, doch ich muss denken. Ich darf nicht schwach sein, aber der der meine Schwäche sieht, wird sie ausnutzen. Auch die Starken sterben, doch sie sterben zuletzt. Wenn meine Lebensflamme lange genug brennt, so kann auch Ich die Starken überdauern. Wenn es mein letzter Wille ist, dann die Gerechtigkeit. 
Irgendetwas steuert meinen Weg, wie eine Marionette ziehe ich mich am stählernen Faden entlang. Unsichtbar der Steuerdraht. Ohne Weitsicht. Die trüben Augen sahen nur im Traum gewünschte Welten. Doch wache ich endlich auf? Ich bin müde. Ich irre, denn ich darf nicht ruhen. Ich irre als würde sich sonst die Zeit auf mich stürzen, wie ein großes aasfressendes Tier. Doch ich darf keine Zeit verlieren. Immer an der Wand entlang ist todsicher. Der Weg aus dem Garten, dem Irrgarten.

Was haben die Leichen zu sagen? Kommen da noch welche? Bedauern sie, dass das Fundament Deyn Cadors an der falschen Stelle steht?
Hätte man dieses Haus in den Himmel setzen sollen? Damit die Götter sterben. In regelmäßig und zeitlich klassischen Proportionen.
Irgendetwas will, dass ich noch lebe. Eine große Macht. Nicht Deyn, nicht Skrettjah. Eine Macht die den goldenen Schnitt durch die Kehle eines verehrbaren Himmelskörpers tat. Vielleicht steckt in ihr auch ein Stück Gnade, Gunst, Mensch sein.

Sie haben alles im Leben gesehen, begriffen. Waren sie einst Menschen? Werden auch sie gesteuert, gezogen, gegriffen und bestraft wenn sie zu lange ihrem eigenen Willen folgten? Was ist Wille? Ist unser Tun nicht nur Reaktion und eingeköchelte Gedanken? Wie zu einem erstarrten Brei. Bis nichts mehr übrig bleibt als Wut und Zorn. Oder doch nur Schwäche und Aufgeben. Ich darf nicht resignieren, solang ich noch etwas Kraft in meinen Gliedern, in meinen Knochen spüre.

Ich entsinne mich. Die Worte hallen in meinem Kopf wie einschneidende Stahlfäden die sich tiefer und tiefer in meinen Geist bohren.
Dumpf pocht es an meiner Schädelinnenwand zu jeder Abendstunde. Es flüstert mir meinen Willen zu, bis ich vor Erschöpfung einschlafe.
"Du wirst dich daran erinnern was dir fehlt, wenn du merkst was sie dir genommen haben"
"In dieser Welt gibt es viele Mächte, doch du kannst drauf wetten, dass sie nicht auf deiner Seite stehen werden. Dass du ersetzbar sein wirst."
"Es gibt hier keine Gerechtigkeit. Du musst deine eigene Gerechtigkeit schaffen"
Tu ich das bereits? Haben sie mir bereits alles genommen? Meine Leichtgläubigkeit, meine Naivität mich auf irgendjemanden einzulassen. Auf dessen geheuchelte Hilfe. Nein. Noch habe ich einen Kern in mir. Von Deyns Gnade. Noch bin ich Mensch. Elouise kramt in meiner Küche und setzt für mich Tee auf, als mir diese Worte immer wieder im Kopf wüten. Will sie mir helfen? Nein, sie will mich vergiften! Sie hat nichts von ihrem Tee getrunken. Er ist noch voll. Bin ich schon tot? Ist es zu spät?
Angelockt von Antons Melodie, entflieht sie meiner Gesellschaft. Hatte sie meine Gedanken gespürt? Schnell folge ihr, alle müssen sehen dass sie mich vergiftete. Doch werden sie sie richten? Wenn ich tot bin? Gibt es Gerechtigkeit nach meinem Tod? Das letzte Weib welches ich in meine Räume lies war auch eine Verräterin. Wurde von ihrem Faden zur Seite Skrettjahs gezogen.
Darion blickt mich missbilligend an. Ich spüre meinen Zorn sich in seinem Augenlicht brechen, und vielfach zurück spiegeln.
Elouise möchte mich zum Atelier schleppen. Ich lasse es geschehen. Hat sie doch Gutes im Sinn? Gibt es noch das Gute? Auch für mich? 

Es ging alles so schnell, ich hielt meine Krücken schon bereit um zuzuschlagen, sollte sie mich hinterrücks erdolchen. Mein Körper spannte sich an. Dann reichte sie mir neue Kleidung. 
Ich war perplex. Es rührte mich zu Tränen, dass diese Güte mir zu Teil wurde. Nein sie will mich nicht ermorden. Vielleicht heute nicht.
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#20
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17.09.2021 - Die Geister die wir riefen


Liebes Tagebuch.
Kennst du das Gefühl, wenn du denkst Opfer eines bösen Traums zu sein? Du windest dich, suchst einen Weg hinaus, hoffst aufzuwachen, doch irgendwann holt dich die Realität ein. Das ist jetzt deine neue Wirklichkeit, das ist dein Leben. Egal welche Beziehungen du pflegtest, egal wo du dachtest Freunde zu sehen. Wenn die Illusion des Feindes perfekt ist, dann kann dir niemand mehr beistehen. Im Kerker der Garnison harrte ich meines Schicksals. Ich bin alle Gedanken durchgegangen die sich in meinem Kopf fanden und lies sie wieder weiter ziehen. Ich bin abhängig von einer höheren Macht die ich nicht steuern kann. Ich fühlte mich hilflos, nur die Zeit konnte mir zeigen was mit mir passieren würde.
Werde ich sterben eines grausamen Todes? Wird man Beweise finden die meine Unschuld beweisen? War letzten Endes alles nur Einbildung? Es kann nicht sein. Es darf nicht alles umsonst gewesen sein. All das Leid welches ich schon erlebte muss letzten Endes einen Zweck gehabt haben. Wenn ich die Decke meiner Zelle ansehe, dann kann ich daran die Steine abzählen die mir in den Weg gelegt worden sind. Ich kenne jeden einzelnen wie meine Hosentasche.

Von allen Beteiligten zeige sich Anton Schmidt am menschlichsten. Ab und zu stand er an der Treppe, außerhalb meines Sichtfeldes. Vorsichtig erkundigte er sich nach meinem Wohlergehen. Wir tauschten Worte des Glaubens aus. Ich betete jeden Tag für jene die mich einsperrten, dass Deyn sie wohl erhalte. Er gab mir Hoffnung und zerstörte sie im nächsten Augenblick. Er wollte nichts versprechen. Anton sprach nur:

Zitat:"Wenn die Anschuldigungen stimmen, dann könnt ihr nicht lange genug in dieser Zelle sitzen, doch wenn alles letzten Endes falsch war, dann sitzt ihr bereits zu lange hier."

Mich munterten die Worte ein wenig auf. Ich wusste nicht mehr was ich glauben sollte, doch ich hielt daran fest. Es folgten weitere Nächte getrübten Geistes, brennender Glieder und Einsamkeit. Doch dann, als ich dachte, dass mein Geist mich verlassen würde, fand ich Freunde dort wo ich sie am wenigsten vermutete. Die Wände begannen zu mir zu sprechen. Ich wusste nicht ob mir mein gebrochener Verstand einen Streich spielte oder ob die Erlösung nahte. Die Stimme aus dem Gemäuer gab mir Zuversicht und am nächsten Tag, da stand der Oberwachtmeister vor meiner Zellentür und lies verlauten, dass ich unschuldig sei. Wieder einmal fühlte sich nichts real an. Drei Monate Kerker und Leid für eine Anschuldigung die nie Wahrheit war. Ich humpelte aus der Zelle und spürte meine Glieder nicht mehr. Er half mir mein Hab und Gut und mich nach Hause zum Hof zu schleppen. 

Als ich den freien Himmel und das gleißende Licht über mir sah, das Moos welches unter meinen Füßen nachgab spürte und das zufriedene Schmatzen der Kühe hörte, da wurde ein neuer Gedanke Wahrheit.

Zitat:"Du bist nie ganz frei, nur der Käfig wird größer."


Diese Insel ist nun mein neuer Kerker und wir sind die Insassen die ihr eigenes Loch hinaus graben. Doch nichts mehr wird uns erwarten als das unendliche Wasser. Es gibt hier keinen Weg hinaus. Nach Fallice in meine Heimat kann ich noch nicht zurück. Es gibt so viel zu tun, aber die Zeit reicht nicht dafür. Wie lange wird es dauern bis sich meine Freunde wieder gegen mich stellen? Jorn Tyrridson realisierte das wohl schneller als ich und lies seiner Wut und Rachegelüsten freien Lauf. Ich muss geduldig sein.


Die Zeit schleift

Chilaili hat es auch sehr mitgenommen dass ich weg war, doch wir haben wieder zueinander gefunden und spenden uns Trost.
Paddy hat Jorns Wohnung übernommen und "passt" auf sein Zeug auf. Ich denke ihm ist zu vertrauen.

Wenn ich den Gardisten begegne, dann blicken sie mich mit schmerzerfüllten und bemitleidender Miene an. Die Reue ist ihnen ins Gesicht geschrieben. Ich hoffe sie werden in Zukunft Vernunft walten lassen, bevor sie Leid antun.

Ich habe mich einer neuen armen Seele angenommen die sich auf diese gottverdammte Insel verirrt hat. Ihr Name ist Skadi Brundottir. Sie ist von großer Gestalt die einem jeden erfahrenen Gardisten Furcht einflößen könnte. Doch der Anschein trügt und sie scheint hinter ihrem barbarischem Äußeren eine freundliche und dankbare Seele zu tragen. Sie ist Medicus und Brauer, letzteres kann man ihr wohl ansehen. Doch wer jenseits des Oberflächlichen zu sehen vermag, der wird auch ihre Gutmütigkeit erblicken. Ich trat in Eisermanns Fußstapfen und bat ihr das selbe was er mir bot. Ich gab ihr einen Vorschuss auf ihre Bürgerurkunde und gab ihr Arbeit. Sie dankte es mir tausendfach, indem sie fachgerecht mein Bein wieder einrenkte. Ich spürte wie sich mein Leben wieder lichten würde.

Als sie mir beim Befüllen des Marktstandes in der Stadt half, da blickte sie mich besorgt an. Sie würde so viel über mich hören, über Leid und Schicksalsschläge welche mir widerfahren sin.
Sie lies mich versprechen, dass ich auf mich aufpassen würde. Jedoch ich spüre, dass sich die Geschichte bereits wiederholt.

Ich empfahl ihr nicht zu tief ihre Nase in die Angelegenheiten Anderer hinein zu stecken, auch wenn ich selbst Schuld an diesem Laster trage. Das war es was letztendlich Felix Eisermann zum Verhängnis wurde.
Werde ich wie Eisermann Opfer eines grausamen Attentats? Wird mein Blut ebenso ehrlos in einer Grube versickern?

Finden wir es heraus.
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