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[Zusammenfassung] Die Drachenberginsel - Druckversion

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Die Drachenberginsel - Enelya - 01.02.2020

((OOC-Anmerkung: die folgenden Zeilen sind aus Sicht von Julia Schwarz geschrieben.))


Es ist so weit.
Ich breche gemeinsam mit Gavin und dem trotteligen Studenten zur Silberlegion auf, um den Plan in die Tat umzusetzen. Gerüstet bin ich kaum, da ich kein Aufsehen erregen möchte. Allerdings bin ich dennoch vorbereitet. Ich habe den Schlüssel, den Gavin mir gegeben hat. Wofür er ist, wusste er allerdings nicht. Zudem habe ich Wirseltinktur bei mir. Ich hoffe Hanau damit auf die Beine zu bekommen, sodass wir gemeinsam fliehen können. Die Nervosität steigt mit jedem weiteren Schritt in den Norden mehr in mir auf. Was, wenn etwas schief geht? Wenn ich auffliege? Wenn sie mir erst gar nicht glauben? Ist Hanau überhaupt noch am Leben? Unaufhörlich prasseln die Gedanken auf mich ein, bis ich schließlich vor Zareius stehe. Er führt mich in den Außenposten, um die letzten Einzelheiten zu besprechen, ehe wir sein Schiff betreten und zur Drachenberginsel fahren. In sicherer Entfernung werfen wir den Anker aus. Zareius überreicht mir sein geliebtes Schwert, welches mir als Beweismittel dienen soll. Mit einem Rettungsboot soll ich anschließend unbemerkt zur Insel paddeln.

Ich komme nach etwa einer Stunde auf der Insel an. Erschöpft, aber sicher. In dem kleinen Beiboot mit den schäbigen Rudern. Natürlich haben sie mich vom Wachturm der Insel aus sofort gesichtet. Ihre Rufe dringen bis an meine Ohren und ich muss schwer schlucken. Hatte ich mir doch zu viel zugetraut? Eine kleine Bucht mit einem ramponierten Steg ist mein Ziel. Ein Pirat erwartet mich bereits und hält mir einen Säbel vor mein Gesicht. Ich darf nach einer kurzen Diskussion an Land kommen, muss ihm aber meine Sachen aushändigen. Er bringt mich nach oben. Dort steht bereits ein unheimlich ungepflegter und ekelerregender Kerl, der mich sogleich zu sich zieht und an meinem Haar riecht, womit er mir einen gehörigen Schauer über den Rücken jagt. Glücklicherweise ist der Kapitän alsbald zur Stelle, um mich aus der mehr als unangenehmen Lage zu befreien. Ich tische ihm meine Geschichte auf.  Ich sei mit Rachegelüsten zur Silberlegion gekommen, um Zareius Vertrauen zu gewinnen und habe ihn dann in einer Liebesnacht erdolcht. Erst, als ich ihm das Schwert als Beweis zeige, schenkt er meinen Worten Glauben. Danach werde ich als Heldin gefeiert und es wird mir zu Ehren ein Fest ausgerichtet. Diese Narren sind wirklich zu leicht zu überlisten. Bis zum Abend habe ich alle Zeit, mich gründlich umzusehen. Niemand hält mich davon ab, niemand schert sich darum. Schließlich bin ich nun eine von ihnen und soll mir ein Quartier aussuchen.

Zwei Orte sind für mich entscheidend. Die Zellen, in denen sich Hanau höchstwahrscheinlich befindet, und ein Bedienstetenzimmer, das nach hinten offen ist. Hier muss wohl mal etwas durch die Wand gebrochen sein. Jedenfalls liegt das Zimmer gleich gegenüber des Kerkers, wie ich mit Freuden feststelle. Ich erkunde noch das übrige Gelände und stoße auf eine Sache, die mir Sorgen bereitet. Ganz oben auf dem Turm. Eine ganz deutliche, überwältigende dunkle Aura überkommt mich. Sie geht von einer kohlrabenschwarzen Kiste aus. Leider steht daneben ein Pirat, der mir gegenüber auch noch sehr misstrauisch ist. Ich muss mir das wohl später noch einmal genauer ansehen. Obwohl mir eigentlich überhaupt nicht danach ist, meine Nase in schwarzmagische Angelegenheiten zu stecken. Soll sich doch der Orden darum kümmern, wenn es so weit ist.

Als ich wieder nach unten komme, beginnt das Fest. Es findet nicht, wie ich dachte, im Festsaal statt, nein. Die Halunken versammeln sich um ein schäbiges Lagerfeuer im Garten und trinken Wein, den sie von einem Schiff geplündert haben, das eigentlich nach Neu Corethon unterwegs war. Der Pirat, der sich schon bei meiner Ankunft so unflätig verhalten hatte, bereitet mir erneut Schwierigkeiten. Als ich seine Annäherungsversuche ablehne, schlägt er mich ins Gesicht. Zuerst bin ich schockiert und stehe wie versteinert da. Meine Gedanken wandern zurück zu diesem einen bestimmten Ereignis. Soetwas darf sich nicht noch einmal wiederholen.  Dieses Mal wird es anders sein. Sein zweiter Schlag holt mich in die Gegenwart zurück. Nicht mit mir, Freundchen! Mit schmerzender Wange kippe ihm ihm meinen Wein in die Augen und verpasse ihm einen ordentlichen Tritt in den Schritt. Die übrigen Piraten jubeln auf. Danach ist dann auch erst einmal Ruhe und ich kupfere mich von der Meute ab, um noch einmal in den Keller zu gehen.

Die dort postierte Wache schläft und schnarcht dabei ohrenbetäubend laut. Mein Herz pocht mir bis in den Hals, als ich mich an ihm vorbei schleiche. Dabei kann ich bereits die Zellen vor mir sehen. Es sind zwei direkt nebeneinander. Ich habe Erfolg! Allerdings nur um einer weiteren Wache direkt in die Arme zu laufen. Um meine Tarnung nicht auffliegen zu lassen, gebe ich mich in Feierlaune und tue so, als hätte ich mich verlaufen. Der Mann übergibt mir seine Schicht und bricht selbst zum Fest auf. Zuvor warnt er mich aber noch vor Schädelknacker, die schlafende Wache. Ich solle ihn ja nicht aufwecken, denn er sei das größte Arschloch der Insel. Das hat mir gerade noch gefehlt. Ich nicke nur brav und warte, bis er weg ist. Langsam schiebe ich mich zu den Zellen vor und blicke hinein. In der vorderen ist niemand, also gehe ich weiter hinter.

Da ist er! Obwohl er in einer kleinen Blutlache am Boden liegt und es ziemlich dunkel ist, erkenne ich ihn sofort. Die Rüstung, die stämmige Statur. Ja. Das ist Hanau! Meine Sicht verschleiert für einen Moment durch einige Tränen, die ich eilig mit einem Ärmel weg wische. Ich darf jetzt keine Schwäche zeigen! Er braucht mich dringender, als je zuvor. Monatelang war er gequält und gefoltert worden. Aber es ist noch nicht soweit. Schweren Herzens stelle ich mich auf meinen Posten und versuche meine Wache herum zu bringen, ohne darüber nachzudenken, was hier unten wohl mit ihm geschieht. Währenddessen besaufen sich diese Bastarde ausgelassen auf dem Fest. Wie ich sie hasse. Und wie ich es hasse, so freundlich mit ihnen umgehen zu müssen. Es verlangt mir mehr ab, als ich es erwartet hatte. Plötzlich erwacht vor mir der selbst ernannte Schädelknacker. Bei Deyn. Er ist riesig! Eine schwarze Augenklappe verdeckt einen Teil seines Gesichtes. An seinem rechten Ohr baumelt ein Ohrring und er starrt mich fies an. Einen ungehobelteren und widerwärtigen Mann habe ich nie erblickt. Er blafft, dass ich ihm gefälligst Essen holen soll, ich als Weibsbild. Vor Angst habe ich kaum einen Ton heraus bekommen. Der Name passt zu seinem Äußeren und seiner lauten Stimme. Er deutet an, Hanau danach weiter zu foltern. Kann ich das verhindern? In der ganzen Küche habe ich nichts Giftiges gefunden. Absolut nichts! Und mitgenommen habe ich natürlich auch nichts, aus Angst, sie könnten meine Taschen durchsuchen. Wie ich mich gerade dafür verachte.

Als ich zurück komme, schließt er bereits Hanaus Zelle auf. Es ist das Schlimmste, das ich je durchstehen musste! Mein lieber, armer Hanau. Er schlägt und tritt unaufhörlich nach ihm, und dabei mit so starker Wucht. Dass er überhaupt noch lebt, grenzt an ein Wunder! Gerade als ich überlege, Schädelbrecher mein Messer in den Nacken zu rammen, lässt er von ihm ab und dreht sich zu mir um. Er fordert, ich solle den Gefangenen versorgen, damit er ihn morgen erneut prügeln kann. Anschließend lässt er mich mit ihm alleine, schließt die Tür aber ab. Hanau. Er ist so lange gepeinigt und geschlagen worden. Nun werde ich ihn endlich retten. Ich schließe ihn in die Arme, flüstere ihm zu, gebe ihm Halt. Ich versuche, ihm Zuversicht zu schenken, obwohl ich selbst nicht zuversichtlich bin. Danach sehe ich mir seine Verletzungen an und tue mein Möglichstes, ihm zu helfen. Als ich die verschlossene Tür überprüfe, stelle ich etwas fest. Mein Schlüssel. Er passt! Aber die Zeit ist auch hierbei noch nicht gekommen. Ich weiß nichts über die Gewohnheiten der Piraten. Wenn uns jemand bei der Flucht überrascht, könnte es das gewesen sein. Ich muss also ausharren und abwarten. Viel zu rasch kommt der Wärter wieder und schickt mich weg. Auch die zweite Wache kehrt zurück auf ihren Posten, sichtlich betrunken. Ich muss einen Weg finden, sie entweder auszuschalten, oder zu umgehen. An diesem Tag kann ich aber nichts mehr erreichen, ich sollte mich ausruhen. Ohne mich umzuziehen falle ich in eins der Betten und verbringe eine traumlose Nacht im Lager der Piraten. Am nächsten Morgen werde ich unsanft geweckt. Der Kapitän hält wohl in Kürze eine Ansprache, teilt mir ein weiterer ungewaschener Taugenichts mit. Einen Moment brauche ich dann doch, um zu begreifen, wo ich mich befinde. Dann haste ich überstürzt nach oben. 

Im Festsaal ist die gesamte Meute bereits versammelt und der Kapitän mitten in seinem Monolog. Ich schleiche mich zu einem freien Stuhl und setze mich, ohne Aufsehen zu erregen. Doch im nächsten Moment deutet der Piratenkönig auch schon auf mich. Einen Augenblick lang bleibt mir das Herz stehen. Jedoch hebt er nur meinen unsäglichen Mut hervor, Zareius getötet zu haben. Ich soll als Beispiel für jeden Piraten gelten, der hier lebt. Sie planen die Drachenberginsel zu verlassen und höchst wahrscheinlich Neu Corethon anzugreifen. Aber nicht nur mit Säbeln und Kanonen, nein. Er spricht von der schwarzen Kiste. Sie haben eine Art Waffe dort oben versteckt! Was sie tut, oder um was genau es sich handelt, verrät er allerdings nicht und ich bekomme keine Gelegenheit, mich danach zu erkundigen. Ich höre nur noch, dass das Leben eines Magiers notwendig ist, um sie zu aktivieren. Hanau! Sie wollen ihn töten! Und zwar jetzt gleich.

Ein paar Sekunden brauche ich, um zu realisieren, was gerade geschieht. Die Piraten verteilen sich. Wie in Trance sehe ich Schädelknacker an mir vorbei laufen. Panik steigt in mir auf. Ich muss handeln. Endlich bewegen sich meine Beine. Ich folge ihm in den Keller. Hinter mir verschließe ich die Türen. Dort angekommen sehe ich, dass die andere Wache von gestern ebenfalls wieder da ist. Verdammt! Wie soll ich es nur mit beiden aufnehmen? Ich stehe nur da, wie angewurzelt und sehe zu, wie der Knacker zu Hanaus Zelle geht, um sie aufzuschließen. Dann passiert es. Meine Gelegenheit ist da. Er schickt den zweiten Mann weg, um einen Eimer zu holen. Hanaus Blut soll darin gesammelt werden.

Sobald er aus dem Raum ist, gehe ich zur Tür. Ich versiegele die Ränder mit Eis, verteile rasch ein paar Holzmurmeln auf dem Boden und haste zurück zur Zelle. Hanaus Peiniger steht bereits vor ihm, mit gezogenem Messer. Jetzt oder nie! Mein Herz hämmert gegen meine Brust, als wollte es daraus hervor brechen. Ich nehme das gute Küchenmesser aus der Akademie zur Hand, hole aus und ramme es Knacker so tief wie möglich in den Rücken! Er dreht sich wutentbrannt zu mir um, greift nach meinem Hals, doch der Rausch der Gefahr strömt durch meine Adern. Ich weiche aus, nur um ihn rasend schnell erneut zu attackieren, während er bereits in die Knie sackt. Ein spitzer Eiszapfen bohrt sich etwa zur Hälfte in seinen hässlichen Schädel. Der Anblick, so grauenhaft er ist, erfüllt mich mit Genugtuung. Aus seinem Gesicht weicht jegliches Leben und er kippt vornüber. Doch in diesem Moment höre ich, wie sich Schritte nähern. Jemand ist durch die vereiste Tür gebrochen! Aber er hat mich noch nicht entdeckt. Ich nutze diesen Umstand aus und bereite mich darauf vor, ihn ebenfalls aus dem Weg zu räumen. Mit nichts, als Hass und Zorn im Herzen beschwöre ich sein Todesurteil herauf. Mit einem Widerhaken an der vorderen Spitze versehen bildet sich meine mir vertraute Eislanze. Es bleibt kein Zweifel offen. Mich dürstet es nach Vergeltung für Hanaus Schmerz, für seine Höllenqualen, für seine Pein. Als der Pirat um die Ecke stürmt, treibe ich meine Waffe tief in seine Brust. Sein erschrockener und ungläubiger Gesichtsausdruck holt mich zurück auf den Boden der Tatsachen. Geht es hier wirklich nur um unser Überleben? Oder bin ich dem Abgrund bereits näher, als ich dachte? Ich ziehe den Widerhaken aus seinem Fleisch, reiße ein Stück mit. Er blutet stark, aber er lebt. Die Frage ist nur: wie lange noch? Mir bleibt nur kurzer ein Augenblick, um mich zu entscheiden. Letztendlich beschließe ich, ihn zu erlösen und durchbohre seine Kehle. Leblos sackt er vor mir zusammen.

Eilig ziehe ich Hanau am Arm aus der Zelle und flöße ihm etwas Wirseltinktur ein. Das sollte ihn für die Flucht stärken. Zumindest ein kleines Bisschen. Nach einer kurzen Verschnaufpause nähern wir uns der Tür zum Kerkerraum. Ich blicke in den Gang. Natürlich kommt genau in diesem Moment einer der Piraten in die anliegende Küche gelaufen, um sich an den Vorräten zu bedienen. Ich blicke nach vorne durch die gegenüberliegende, geöffnete Tür. Dort sehe ich bereits unseren Fluchtweg. Scheiß drauf! Wir huschen nacheinander durch den Gang, in schlage die Tür hinter uns zu und versiegele sie, wie davor die andere. Das sollte ihn zumindest einen Moment lang aufhalten. Nur wenige Sekunden später hämmert er bereits gegen die Tür. Rasch huschen wir durch die eingebrochene Mauer und finden uns hinter dem Gebäude wieder. Glücklicherweise stehen die Bäume ringsrum sehr nah am Grundstück. Es gelingt uns mit Leichtigkeit, uns im Dickicht zu verstecken. Mit Zareius Schwert schlage ich die Äste ab, damit wir besser voran kommen. Er würde mich sicher einen Kopf kürzer machen, könnte er das sehen. Irgendwann sind wir an den Klippen angekommen und klettern bis zum letzten Baum nach unten. Daran befestigen wir ein Seil, das ich von der Legion stiebitzt habe und lassen uns bis zu den untersten Steinen hinab. Von dort aus springen wir gemeinsam in die peitschenden Wellen des Meeres.

Noch nie habe ich mich im Wasser so hilflos gefühlt. Meine Magie muss ich mir für den Notfall aufheben, also verlasse ich mich auf meinen Körper. Doch die Wellen schlagen uns hin und her. Ich schlucke so viel Wasser, bis meine Lungen schmerzhaft zu brennen beginnen. Wie sollen wir das bis zum Schiff der Legion durchhalten? Dann muss es doch das Ruderboot sein! Langsam arbeiten wir uns voran und erreichen die Bucht. Da es aber unsere einzige Möglichkeit ist, leben zu entkommen, muss ich es riskieren. Ich halte die Luft an und tauche bis zu den Booten. Als ich die Wasseroberfläche durchbreche, bemerkt mich der Pirat.  Er sieht mich zwar nicht, doch er hat mich gehört. Nun bin ich heilfroh, mir meine Kräfte aufgespart zu haben. Mit Magie ist es ein Kinderspiel, das Boot aus der Bucht treiben zu lassen. Gleichzeitig lasse ich so dichten Nebel aufsteigen, dass er nichts Genaues erkennen kann. Das wäre geschafft! Sobald ich außer Sichtweite bin, klettere ich in das rettende Gefährt und helfe anschließend Hanau hinein.

Wir rudern rückwärts zurück und behalten den Wachturm im Auge. Tatsächlich fliegen ein paar Pfeile in unsere Richtung, verfehlen allerdings ihr Ziel. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen wir am Schiff an. Zareius hilft uns nach oben und wir begeben uns erschöpft unter Deck, während die Legion die Insel mit Kanonen bombadiert. Wir stärken uns mit der Verpflegung der Legion und ruhen uns im Anschluss aus. Die Schüsse enden mit der Zeit und das Schiff nimmt endlich Kurs auf Neu Corethon.