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Briefe gen Heimat - SabiJuly - 04.12.2019 (( Ihr wisst ja, wofür Noten stehen... Klickt mal! )) Der erste Brief Da sitzt nun also die junge Madame an einem der Vierertische in der Untergrundspelunke. Alleine. Nur mit einem Blatt Papier und einem Kohlestift, starrt sie auf die weiße Oberfläche des ersteren und überlegt gewiss lange, wie sie denn nun ihren Brief beginnen soll. "Liebste Mutter"? - Nein, zu distanziert und zugleich zu schleimerisch. "Liebe Mama"? - Zu künstlich. Sie seufzt. Vielleicht sollte sie es lassen. Es waren mittlerweile immerhin vier Monate, seitdem sie von Zuhause weggelaufen war. Fast wortlos. Als einzige Erklärung hinterließ sie ein ähnliches Blatt Papier, wie es gerade vor ihr lag. Wie hatte sie nur dann alle Worte gefunden, sie ihren Gefühlen Ausdruck verliehen hatten? Wieso war das so viel einfacher mit Wut, als mit... Sehnsucht im Herzen? Sie fährt sich, erneut seufzend, über die Stirne. Und dann endlich... beginnt sie doch zu schreiben. Mama, wie geht es Dir? Wie geht es Papa? Und Darius? Wie geht es dem Bäcker und dem Obsthändler? Wie geht es allen? Mir geht es, wo ich bin, gut. Bitte verzeih, dass ich Dir nicht nennen werde, wo ich bin. Mir ist bewusst, dass Du kommen und mich holen würdest. Sei versichert, dass ich wohlauf bin. Ich habe hier viele Freunde gefunden und habe immerzu ein Dach über dem Kopf. Ich hoffe, dieser Brief erreicht Dich zu meinem Geburtstag. Dass ich mir vorstellen kann, wie traurig Du ob meiner Abwesenheit an diesem Tag sein könntest, ist auch der Grund, warum ich nun endlich schreibe. Nun, einer der Gründe. Auch vermisse ich Dich. Ich vermisse euch alle schrecklichst. Ich vermisse es, abends mit Dir im Wohnraum zu sitzen und zu lesen, ganz still und doch miteinander verbunden. Ich vermisse es, mit Papa den Laden zu schließen und nach Hause zu spazieren. Ich vermisse es, Darius, kurz bevor ich die Augen schließe, eine gute Nacht und schöne Träume zu wünschen. Und doch weiß ich, dass ich gehen musste. Es war richtig, meinen eigenen Weg zu suchen und ihn zu beschreiten. Auch wenn Du mich sicherlich verflucht hast, als meine Abwesenheit auffiel, so musst Du auch zugeben, dass dein temperamentvolles und meines Vaters sorridianisch-feuriges Blut in mir fließen. Wie, also, sollte es mir möglich sein, so weggesperrt und eingeengt zu leben? Hast Du mir nicht immer davon erzählt, was Du Dir alles selbst aufgebaut hast? Wie stolz man auf sein eigenes Schaffen sein sollte und auch sein muss? Nun ist es an mir, den Namen de Navarra weiter zu verbreiten und ihm weitere Ehre und Anerkennung zu verleihen. Du musst wissen, ich bin äußerst in der Gemeinde involviert, da, wo ich bin. Als Kassenwartin einer Handwerkergilde und Mitglied in einem dominierenden Forscherhaus tue ich meinen Teil, um mich bekannt zu machen. Jedes Mal, wenn mich jemand nach meinem Namen fragt, strecke ich stolz die Brust heraus und spreche ihn voll aus: Marzia Sahira de Navarra. Ich sage es Dir, eines Tages wird die gesamte Stadt mich kennen, wenn sie es dank meiner lauten Art nicht schon tut! Sei also unbesorgt, Mama. Und auch Du, Papa, der sicherlich mitliest. Ich liebe euch beide mit vollen Herzen und sagt bitte auch Darius, dass seine Schwester immerzu an ihn denkt! Vielleicht schicke ich ja bald auch etwas Kleines, zu seinem Trost. So verbleibe ich, erstmal, mit liebsten Grüßen und größter Sehnsucht, eure Marzia. |