Götzentilgung
Minen von Marmoria
verfasst von
Ordensritter Konstantin Lind
Dieser Auftrag hat mit einer simplen Aufgabe begonnen. Wir sollten nur einen Götzen des Erzdämonen Soahr von dieser Welt tilgen. Wer hätte gedacht, dass dieses Vorhaben fast so viele Leben gekostet hätte?
Nach den Vorkommnissen mit den garstigen Fischmenschen wollte ich bei diesem Gebilde keine unnötigen Gefahren eingehen. Ich stellte eine Mannschaft aus tüchtigen Forschern zusammen, die unter meiner Aufsicht den Götzen untersuchen sollten. Wir erkannten schnell, dass der Götze jegliche Art von Flüssigkeit in sich aufnahm. Das Verhalten ist kaum verwunderlich, wenn man überlegt dass es ein Abbild des Verschlingers der Meere ist. Aus diesem Grund kam ich auf die Idee den Götzen mit Feuer zu bekämpfen. Wir suchten immer heißere Orte, bis es nicht mehr weiter ging. Uns führte es nach Marmoria, wo Windwiegen uns anbot den Götzen im Schrein des Heiligen Revan zu zerstören. Der einzige Haken war, dass der Schrein durch den Selbstmord von Aurelia erloschen war. Wir mussten also einige Tage bis zum Gildenfest Marmorias warten.
Das Fest lief zunächst sehr ruhig. Es gab Essen, Trinken und auch eine kleine Verlosung. Dann kam es zur festlichen Entzündung des Schreins. Die Bevölkerung opferte dem Heiligen Revan Werkzeuge, wie es sich gehört.
Zum Schluss wollten wir den Götzen in die Hände des Heiligen übergeben. In dem Moment machte sich jedoch Lärm aus der Ferne breit. Eine Horde Fischmenschen marschierte auf den Revans Schrein zu. Es war klar was sie hier wollten: Den Götzen. Doch das würde ich nie zulassen, das Chaos muss vernichtet werden. Während die Bürger ihr Waffen zogen, warf ich den Götzen umgehend in den Schrein und schloss mich ihnen an. Eine Chance auf einen Sieg war weit und breit nicht zu sehen. Der einzige Weg war die Flucht in die tiefen Minen Marmorias. Unter Windwiegens Führung bahnten wir uns immer weiter in die Tiefe. Doch urplötzlich fing das Gestein um uns herum an zu beben. Felsbrocken fielen von den Decken und der Gildenmeister Marmorias verschwand vor uns in dem Schacht voller gähnender Leere. Seine letzte Nachricht an uns war nur noch, dass wir seine Wachen finden müssen. Dann wurde auch schon alles schwarz um mich herum.
Als ich wieder zu mir kam fand ich mich in einem baufälligen Minenschacht wieder. Der Herr selbst muss mich beschützt haben, dass ich so etwas überlebe. Einige Meter von mir entfernt fand ich Morgenstern. Auch er war glücklicherweise unverletzt. Das Erdbeben hat die Mine offensichtlich schwer mitgenommen. Viele Gänge waren eingestürzt und wir mussten viele Wege erst neu freilegen. Nach kurzer Zeit trafen wir dann auch schon auf weitere Bürger. Das wahre Unheil erwartete uns jedoch im Tiefenschacht. So nennen die Marmorianer den Hauptschacht, der einmal senkrecht durch die gesamte Mine führt. Am Ende dieses Schachtes offenbarte sich uns ein grausamer Anblick. Es wirkte so als hätte sich ein Riss ins Fegefeuer selbst aufgetan. Der untere Teil der Mine war überzeugen von blutrotem Gestein und am Ende erkannte ich ein undurchsichtige, schwarze Masse. Alle Alarmglocken in mir läuteten, hier unten schlummerte das Werk des Mannsweibes. Da es aber viele dutzende Meter unter uns lag, konnten wir es nicht direkt untersuchen. Wir konzentrierten uns also zuerst darauf weitere Überlebende zu finden.
Nachdem wir zwei Gildenmitglieder lebend bergen konnten, stießen wir in einer Seitenhöhle auf die ersten feindlichen Lebewesen. Es waren Höhlenkriecher, eben die Monster, gegen die bereits eine Expedition vor einigen Jahren kämpfen mussten. Jedoch wirkten diese anders. Mein Dolch schien Wirkung zu zeigen, jedoch schnitt er nicht wie bei normalen Lebewesen. Als wir sie töteten hinterließen sie auch keinen Kadaver, sondern lösten sich vollständig auf. Das sollte nur der Anfang sein.
Kurz danach trafen wir auf die restlichen Überlebenden. Wir errichteten ein provisorisches Lager und leckten unsere Wunden. Allein jetzt ist bereits so viel Unerwartetes eingetreten. Ich ahnte nicht wie lange wir hier unten noch ausharren sollten. Der einzige Trost zu diesem Zeitpunkt war, dass niemand ernsthaft zu schaden gekommen ist. Dieser Fakt sollte sich aber schon bald ändern.
Wir schlugen uns weiter in die Tiefe der Mine in der Hoffnung den Quell des Übels zu finden und ihn unschädlich zu machen. Dabei fanden wir immer mehr Überlebende und auch einige nützliche Gegenstände. Nachdem ein neues Lager errichtet worden ist, machte sich ein kleiner Trupp, angeführt von Schmidt, auf weitere Teile der Mine zu erforschen. Dabei betraten sie das erste Mal den korrumpierten Teil der Stollen. Es schien ein harter Kampf stattgefunden zu haben, einige von ihnen kamen schwer verletzt zurück. Es gab dort unten wohl lebendige, bösartige Pflanzen, die ihnen zugesetzt haben.
In der Hoffnung auf neue Vorräte ging ich darauf auch mit einigen Bürgern herab. Wir legten ein Lager der Gilde frei und konnten so einige Vorräte und Verbandszeug ergattern. Besonders war jedoch, dass der Raum nicht so war wie die anderen. Das Gestein hat sich hier nicht rot gefärbt, sondern blau. Eine Farbe die auch in Zukunft für uns Hilfe bedeuten sollte. Wir machten uns weiter hinab und fanden eine Höhle, die mich ins Stocken brachte.
Ich sah im Stein verschmolzen die Ansätze von Gebäudestrukturen, an denen die Banner der verfluchten Silberlegion hingen. Wie kamen sie her und warum hängen sie hier? Die Frage sollte sich schnell von selbst beantworten. Als wir die Höhle betraten schloss sich ihr Eingang hinter uns. Auf der Burgzinne in der Wand erschien ein Silberlegionär mit roter Haut. Er verhielt sich wie sich diese Idioten immer verhalten haben. Ihm folgten schnell der alte Leutnant, sowie Maximilian Blass und der Deserteur, den wir verfolgt haben. Allesamt mit roter Haut und nicht gerade freundlich. Um einen Kampf zu vermeiden, versuchte ich mit ihnen zu verhandeln. Deyn sei Dank fand ich eine Flasche Absinth in der Mine. Damit schaffte ich es, dass Blass vor meinen Augen verschwand. Der Rest seiner Freunde ging leider direkt zum Angriff über. Als einziger Nahkämpfer der Gruppe versuchte ich möglichst viel Schaden auf mich zu nehmen. Leider tauchte noch ein weiterer Legionär mit einer Donnerbüchse auf, der mich fast in das ewige Reich des Herrn geschickt hat. Ohne ein Wunder, das darauf erschien, hätte ich diesen Tag wohl nicht überlebt. Zu unserem Glück erschien die Gestalt einer unbekannten Frau und die von Darion Brandt. Sie halfen uns im Kampf und zusammen schafften wir es im letzten Moment die bösartigen Erscheinungen auszuschalten. Die Art wie sie starben, lies mich jedoch nachdenken.
Ich kannte den Tod zweier Legionäre und der des Dritten wurde mir später von Kynes erzählt. Egal wie wir sie in diesem Moment getötet haben, sie haben sich auf die Art aufgelöst, wie sie damals auch wirklich gestorben sind. Ab diesem Augenblick begann ich mit der Theorie, dass diese Gestalten durch unsere Erinnerungen und Wissen entstehen. Die Vermutung sollte sich in den meisten Zügen auch bestätigen.
Viele Menschen behaupten von sich, dass sie einen eisernen Willen besitzen. Man könne sie nicht so einfach brechen oder demoralisieren. Diese Menschen waren aber auch noch nicht eine gewühlte Ewigkeit unter Tage verschüttet. Ein solches Erlebnis hinterlässt auch beim stärksten Kämpfer seine Spuren. Es ging uns immer schlechter. Wir bekamen nicht richtig Schlaf und das Essen war oft voller Dreck oder schon sehr alt. Auch die ständigen Kämpfe machten es hier unten nicht einfacher. Für mich war jedoch das fehlende Zeitgefühl am schlimmsten. Ohne das wärmende Licht des Sôlerben wusste ich niemals wie spät es gerade ist. Haben wir gerade Nacht? Oder ist es doch Zeit für das Mittagessen? Wir verloren hier unten jegliches Gefühl für die Zeit und das knabberte weiter am Geist.
Immer weiter gelangten wir herab. Dem Unheil immer näher. In einer Höhle fanden wir eine riesige Schildkröte, die mit dem Gestein verwachsen schien. Dazu erschien uns Dekan Felix Eisermann, der uns anriet in dieser Situation unser Köpfchen zu nutzen. Leider ist die Lösung Neu Corethons oft mit dem Kopf durch die Wand. Also wurde die Schildkröte einfach stumpf angegriffen und am Ende glücklicherweise auch besiegt. Einige Zeit später gelangten wir dann in ein weiteres Warenlager Marmorias. In der Mitte thronte eine Steinsäule, in der wir einen Kristall einsetzten, in der Hoffnung etwas dadurch zu erreichen. Und tatsächlich beeinflusste die der Stein die Höhle. Es wuchsen Pflanzen und ein kleiner Wasserfall bildete sich, der unsere Wunden heilte. Ein Lichtblick in diesen finsteren Tiefen. Wir fanden dort auch den schwerverletzten Windwiegen, der mit seiner Kreide das Lager sicherte.
Er brachte einiges an Klarheit in die Lage. Scheinbar lag dort unten am Ende des Tiefenschachtes ein enormer Brocken Abyssit. Ein Metall des Mannsweibes, das scheinbar vor vielen, vielen Jahren hier einschlug. Protektor Franz versiegelte es wohl damals, so dass es kein Unheil mehr anrichten kann. Leider kamen in den letzten Wochen zu viele Dinge zusammen, die den Schutz schwächten und schlussendlich zum Brechen brachten. Zum einen wurde die Versieglung durch den Schrein des Heiligen Revan gespeist. Da Aurelia in zum Erlöschen gebracht hat, öffnete sich die Versieglung. Das Erdbeben, das wohl durch die Fischmenschen erzeugt worden ist, ließ es dann vollständig brechen.
Es gab jedoch eine Chance den Brocken erneut zu versiegeln und dadurch auch zu verbannen. Windwiegen gab seinen Wachen Ketten des Revans und hatte bereits ein passendes Siegel um den Brocken angebracht. Es lag nun an uns das Ritual zu vervollständigen. Nur der Herr weiß was passieren könnte, wenn diese Kraft an die Oberfläche gelangt. Mit neuer Kraft machten wir uns weiter hinab. Dort sollte uns eine Art Löwe erwarten, der den Brocken bewache.
Uns blieb nicht viel anderes übrig als der Kampf. Wir sammelten all unsere Ausrüstung zusammen und zogen los. Dieses Ungetüm konnte man bei weitem nicht als Löwe bezeichnen. Löwen sind stolze und majestätische Kreaturen. Was dort vor uns stand war an Abnormität verseucht durch die Kräfte des Chaos. Eine riesige Kreatur mit messerscharfen Pranken. Ihr Schwanz spitzte sich in einem Stichel zu, der einem Schwert ähnelte. Doch das sollte noch nicht alles sein. In den Seiten der Höhle öffneten sich Portale. Erneut zeigten sich rote Gestalten aus der Vergangenheit. Auf meiner Seite tauchten der ketzerische Reporter Oswald Wiesel und der Anführer der Haldaren Drakhul auf. Auf der anderen Seite betrat ein Trupp sorridianischer Soldaten das Schlachtfeld. Ohne zu zögern, gingen wir zum Angriff über. Mit einem schnellen Schlag erlegte ich den Haldaren. Diese Wilden haben eben keine Chance gegen die Kraft der Sonne.
Schon kurz danach kam uns erneut Hilfe in Form von blauen Gestalten an unsere Seite geeilt. Neben uns erschienen eine Wache Marmorias, Ordensritter Habinger und Mark Kessler. Aber auch mein verstorbener Bruder Fynn Groß. Es war schön, aber auch schmerzlich sein Gesicht wieder zu sehen. An ihm war jedoch etwas anders. Seine ganze Gestalt war lila und nicht blau oder rot. Das lag daran, dass die Leute im Raum verschiedene Gefühle für ihn hatten. So half er uns und griff uns aber auch an.
Mit unserer neuen Hilfe ging die Schlacht weiter. Das Ungetüm hat sich inzwischen in den Nahkampf gegen Kessler und Kynes gestürzt. Nachdem ich Wiesel mit einem weiteren Stich erlegte, unterstützte ich die beiden im Kampf gegen den falschen Löwen. Zusammen brachten wir es zur Strecke, worauf alle Gestalten wieder verschwanden.
Wir konnten jetzt den Weg zum dämonischen Abyssit freilegen. Jedoch ist dieser Kampf nicht spurlos an uns vorbei gegangen, weswegen wir uns noch einige Stunden erholten, bevor wir zum letzten Gefecht aufbrachen.
Mit allen Überlebenden gingen wir los. Ich instruierte alle wie das Ritual durchgeführt wird und verteilte die Ketten und die Verankerungen an die Handwerker. Wir mussten es schaffen, ansonsten wäre die Insel verloren.
Als wir die Kammer mit dem Brocken betraten, überschlugen sich die Ereignisse. Für Kynes wurde es wohl alles zu viel und schnappte sich die Kette von Lya Morgenstern. In einer halsbrecherischen Tat wollte er sie selbstständig an der Decke anbringen. Zu all dem wuchsen aus dem Brocken noch rote Wurzeln, die uns angriffen. Wir mussten uns nun beeilen, wer weiß wie lange wir den Druck dieser Kraft hier unten aushalten würden.
Weißenfels eilte mit seiner Kette nach links, Morgenstern mit seiner nach rechts. Ich setzte Kynes nach, um ihm seine Kette abzunehmen. Gerade als er einige Ranken hochklettern wollte, stieß ich ihn mit meinem Ordensschild von den Beinen und entwendete ihm die gesegneten Ketten. Ich redete auf mich ein. Meinte, dass er es tun müsse. Dass es das richtige sei. Er drohte mir auch mich anzugreifen, wenn ich ihm nicht die Ketten zurückgebe. Eine schwere Entscheidung, die den Tod eines Mannes hätte bedeuten können. Jedoch sah ich keine andere Möglichkeit als ihn mit der Kette ziehen zu lassen. Ein Kampf mit ihm hätte uns allen nur geschadet.
In der Zwischenzeit passierte so einiges. Mutierte Hasen auf zwei Beinen griffen uns von oben an und warfen mit explodierenden Steinen und Speeren. Jedoch schaffte es Morgenstern auch in der Zwischenzeit die erste Kette erfolgreich am Siegel anzubringen. Der Kampf ging immer weiter. Immer mehr Hasen mit stärkerer Bewaffnung erschienen aus allen Ecken der Höhle. Ich rannte hin und her, um bei den Ketten zu helfen. Die Monster versuchten sie immer wieder zu lösen, was ihnen auch gelang. Die Situation wurde immer verzweifelter. Wir müssten immer mehr Treffer einstecken und hätten es wohl nicht mehr lang durchgehalten. Doch mit großem Glück schaffte es Kynes tatsächlich die Kette an der Decke zu befestigen, wodurch wir alle drei Ketten am Siegel befestigen konnten.
Kurz bevor eine grausame Monstrosität uns mit ihren glühenden Klingen erreichen konnte, sprachen wir das Gebet des Rituals, um den Vorgang abzuschließen. Die Ketten fingen an zu leuchten und mit einem Hammerschlag war das gesamte Gebilde verschwunden. Sofort lösten sich auch alle Feinde in Luft auf. Wir hatten es geschafft, das Abyssit war gebannt.
Die Korruption verschwand auch schnell und hinterließ die gewohnte Mine Marmorias. Durch einen verschütteten Gang gelangten wir nach vielen Tagen in Wahnsinn und Finsternis zurück an die Oberfläche. Uns begrüßten die warmen Sonnenstrahlen Sôlerbens. Marmoria lag in Schutt und Asche, aber dafür gab es keine Spuren mehr von den angreifenden Fischmenschen. Ein Hilfstrupp aus der Stadt war bereits dabei die verschüttete Mine aufzugraben und war genauso erleichtert wie wir uns lebend in die Arme zu schließen.
Auch wenn es so oft nicht gut um uns stand, haben wir weitergekämpft und unseren Weg an die Oberfläche gebahnt. Zusammen konnten wir Schlimmeres für die Insel verhindern und die finsteren Kräfte des Mannsweibes aufhalten.
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