Anscheinend hat es der Legion gefallen, dass ich in einem Fass platz finden kann. Ehe ich mich an dem Anblick von Vladsburg erfreuen konnte musste ich wieder in jenes steigen. Der Plan war recht simpel aber sollte die Legion aus dem Schneider ziehen sollten die Worte der Protektorin die Insel vor uns erreicht haben. Brieftauben sollte man nie unterschätzen, nur stellt sich die Frage ob sie überhaupt eine haben die auf Vladsburg ausgerichtet ist. Das Fass wurde, sehr zum leidwesen meines Wohlbefinden, dann irgendwohin gerollt. Deyn sei dank war dieses Fass mit Heu ausgepolstert.
Jedenfalls vergingen einige Stunden in meinem kleinen Gefängnis, nach der Zeit im Kerker der Legion wusste ich zum Glück, wie man die Zeit hierbei schnell überbrücken kann und widmete mich dem Gebet.
Als ich aus meinem Trance ähnlichen Zustand erwachte vernahm ich keinerlei Geräusche außerhalb meines Gefängnisses. Vorsichtig stemmte ich mich gegen den Deckel des Fasses, jedoch gab der nicht nach, Panik machte sich in mir breit. Abermals drückte ich gegen den Deckel, dann in einem Moment der mich an das Anheben des Gitters beim Abort der Priorei erinnerte, schaffte ich es, dass der Deckel nachgab. Mein Zunge vernahm einen metallischen Geschmack, dessen Quelle scheinbar meine aufgebissene Unterlippe war. Mein Blut schluckend schlich ich mich aus dem Lager in dem das Fass abgestellt wurde.
Ich muss für die wenigen Passanten auf den Gassen Vladsburg recht wahnsinnig ausgesehen haben. Ein junger, blasser Mann der die ganze Zeit an seiner Unterlippe saugt während er mit feuchten Augen durch die Stadt wandert. Plötzlich stand ich auf einem Platz irgendwo in der Stadt. Die Kirche die an diesem stand war um einiges größer als jene die auf Neu-Corethon stand. Neben der Tür standen zwei Gestalten in Kutten die mit einem vertrautem Symbol aus Schwarzwasser verziert waren. Ich war schon auf dem Weg zu ihnen als mein Blick zur rechten wanderte. Ein kleiner Nebeneingang in ein Nebengebäude bei der Kirche mit Schild über der Tür befestigt. Eine gelbe Sonne mit roten Strahlen auf einem weißen Grund. All meine Freude schwand innerhalb weniger Herzschläge. Hoffentlich genauso leise wie ich den Platz betreten habe. Rückwirkend muss ich wohl froh sein, dass meine Kapuze zumindest mein helles Haar verstecken konnte.
Erneut irrte ich durch die Viertel der Stadt, all die Wachen denen ich begegnet bin, auch wenn es nicht sonderlich viele waren, widmeten mir zum Glück keine weitere Aufmerksamkeit. Was wohl der Gouverneur und Kommandant Morgenstern tun werden, wenn sie von meinem Verschwinden erfahren? Zumindest konnte mir Rekrut Kreide versichern, dass meine Dienste in der Zeit wo ich im Kloster war nicht gebraucht wurden. Das hämmern eines Mannes gegen eine Tür riss mich aus meinen Gedanken. “Jetzt helft mir doch!”, ein dicker Albinioner Akzent schwang seinen Worten bei. “Meine Tochter liegt in Fieberträumen auf meinem Schiff so helft mir doch!” War es Schicksal. War es eine Fügung Deyns, dass mir dieser Mann über den Weg läuft? Es war ein leichtes ihn davon zu überzeugen, dass ich ein Medicus bin und ihm helfen könnte. Innerhalb kürzester Zeit fand ich mich auf dem Schiff des Mannes wieder. Er stellte sich als Händler aus Kaledon heraus der zusammen mit einigen anderen Händlern ein großes Schiff gepachtet hatte. Mit diesem wollten die kleine Gruppe allerlei seltene Rohstoffe aus den Westwind-Inseln mitnehmen. Aus meiner Sicht ein recht törichtes Unterfangen, aber eventuell bin ich ja befangen. Jedenfalls waren die Händler sehr erfreut, als sich herausstellte, dass ein Medicus sie auf ihrer Reise begleiten würde. Die Krankheit der Tochter war nicht sonderlich schwer, aber sie würde einiges an Aufmerksamkeit meinerseits erfordern um sie sicher durch diese geleiten zu können.
Als ich vom Deck des Schiffes meinen Blick wandern ließ. Weckte eines der Schiffe die dort vor Anker lagen, meine Aufmerksamkeit. In dem Moment wo ich Flagge auf dem Mast erkannte, verharrte mein Herz für einen Moment. Ich entschuldigte mich bei den Händlern, dass ich noch einen Augenblick brauchen würde ehe wir ablegen konnten. Schnell verfasste ich einen leicht verschlüsselten Brief, nicht dass Kessler oder wer auch immer diesen Brief abfangen kann und daraus schlau wird.
Das Schiff legte wenige Tage später ab, der vermeintliche Kurs war Kaledon, jedoch hatten die Seeleute wegen eines Nebels bedenken der sich zwischen Éireann und den anderen Insel ausweitet. Ich sollte mir definitiv abgewöhnen auf dem Deck zu stehen wenn ich auf Schiffen stehe. Ein Ordensmitglied schaute uns mit einem Lächeln auf den Lippen hinterher, ich hätte meine Kapuze überziehen sollen. Jedenfalls wird es erstmal ...
|