05.11.2022, 04:46 PM
Himmel und Erde (#074)
Zeitpunkt des Auftrages:
12. und 13. Heumond des Jahres 1359 Teilnehmer:
Schon seit vielen Monaten versuchten Ordensritter Cato, damals noch Waffenbruder, und meine Wenigkeit eine Expedition des Forscherhauses auf die Beine zu stellen, um das es sehr ruhig geworden war. Bis auf die Umbaumaßnahmen fanden dort weder Treffen statt noch hatte ich erfahren wer dort alles tätig ist. Bis dato hatte ich nur einige alchemisches Nachforschungen betrieben und an einigen Heilpflanzen geforscht. Doch Herr Cato und ich hatten eine Gemeinsamkeit, das Interesse für die Hinterlassenschaften sowohl jener Kulturen, die vor uns auf dieser Insel lebten als auch die Spuren des ersten gescheiterten Besiedlungsversuchs im Norden. Lange Zeit schienen uns die Ereignisse auf der Insel und jeweiligen Verpflichtungen keine Luft für eine solche Expedition zu lassen, doch ein Wink des Schicksals wollte es, daß ein Kartographenauftrag Teilnehmer für eine solche Ausgrabung suchte. Schnell kamen wir überein, daß dies eine gute Gelegenheit für das Forscherhaus wäre, Präsenz zu zeigen, einen Lebensfunken im Rahmen der Erneuerung des Forscherhauses aufblitzen zu lassen, und all seine Mitglieder für eine große Unternehmung zu begeistern, ungeachtet der Fachrichtungen. Da ich nach dem Tod von Dekan Bergrecht nur von Herrn Cervino wusste, daß er ein Mitglied ist, überließ ich Herrn Cato das Informieren der Mitglieder. Lediglich Korporal Schmidt wollte ich ansprechen um ihn für Schalungs- und Abstützarbeiten bei der Grabung zu gewinnen. Leider war er außerhalb der Dienstzeit nicht auffindbar, da er - wie ich später erfuhr - auf einer Baustelle am Hafen tätig war. Nachdem ich meine klägliche Ausrüstung zum Markieren und Dokumentierne zusammengepackt hatte, meldete ich mich bei Soldat Fuchs und Rekrut Grau ab, und fragte ein letztesmal nach dem Korporal. Zu meiner Überraschung wussten sie wo er ist und schickten mich zur Baustelle. Leider fand ich ihn dort nicht vor, weshalb ich mich zum Forscherhaus begab.
Vor dem Forscherhaus fand ich dann zu meiner Überraschung den Korporal in zivil auf einer Bank sitzend vor. Priorin Silvenfeld und Herr Lehmberg waren auch schon zugegen. Der Korporal zeigte sich amüsiert davon, daß ich nicht wusste daß er ebenfalls ein Forscherhausmitglied ist. Doch dies war nicht die letzte Überraschung, denn als ich Schritte hinter mir hörte und mich umdrehte, standen dort meine Kameraden Fuchs und Grau, die sich ebenfalls als Forscherhausmitglieder entpuppten. Eine schöne Überraschung, auch wenn sie sich ein wenig so anfühlte als hätten sie mich auf die Schippe genommen. Deyn sei Dank rettete mich Ordensritter Cato und Herr Al'Faris ihrem seinem Erscheinen bevor es zu peinlich wurde. Es erfolgte eine Einsatzbesprechung, in der Herr Lehmberg und die Priorin den Teilnehmern der Expedition grob darlegten, was sie erwartete. Der beschriebene Ort ließ mich erahnen daß ich den Ort kannte. Nach einigen Besorgungsgängen brach die Expedition auf. Ich weiß nicht warum keines der Pferde der Garnison oder Priorei genutzt wurde, aber es schein dem Korporal eine gewisse seelische Befriedigung zu geben sich als Zugtier für den großen Handkarren zu betätigen. Der Weg zur Ausgrabung war ein Abenteuer, das nicht gerade von Ortskenntnisse zeugte. Ich musste mich schon mit meinem spärlich beladenen Schubkarren abmühen und frage mich immer noch wie wir ohne Verletzte, nur mit Muskelkraft und einem Seil, den großen Karren über die Hügel und schmalen Grate der Himmelsgipfel befördern konnten. Als wir am Ziel eintrafen, sah ich meinen Verdacht bestätigte. Wir standen vor dem hölzernen Wall den Herr Felljäger auf mein geheiß hin gebaut hatte, um die seltene Stephaniengabe vor dem dort erfolgten Erdrutsch zu schützen. Von der Höhle, die einst hinter der Pflanze zu sehen war, war nichts zu sehen. Die Nordmauer von Mamoria, die sich direkt südlich von uns befand, mahnte uns dagegen was für einen Umweg wir auf uns genommen hatten. Nach einer kurzen Besprechung und Einteilung des Geländes wurde das Lager aufgeschlagen, der Untersuchungstisch, der Waschplatz und die Kochstelle angelegt. Der Abraum sollte großzügig im gesammten Bereich verteilt werden, was wie sich am Ende zeigte nicht so ganz gelang. Herr Lehmberg gab den Expeditionsteilnehmern eine Einführung in die Archäologie, während die Priorin ihre Staffelei aufstellte. Auch gab er spezielle Hacken aus, die ein vorsichtiges und schichtweises Graben ermöglichten. Danach eröffnete Herr Lehmberg formell die Ausgrabungsstelle Himmelsgipfel. Grau und Al'Faris legten sogleich los, während Schmidt Holz für die später notigen Schal- und Abstützungen schlug. Fuchs kümmerte sich derweil um das Lager, Cato um das Essen. Es dauerte nicht lange da drang der erste "Fund!"-Ruf durch das Lager. Grau und Al'Faris hatten einige treppenartige behauene Steine entdeckt und in der unmittelbaren Umgebung auch die ersten dreckverkrusteten Fundstücke. Während ich die Fundstellen notierte brachte Schmidt die ersten Abstützungen an. Auch Fuchs war fertig und schloß sich den Grabenden an. Das erste Fundstück entpuppte sich nach dem Reinigen als Stein mit Inschrift. Der Anfang des Wortes war abgebrochen, doch das Ende war gut erkennbar. "...heim" stand dort. Bevor es zu dunkel wurde fanden wir am ersten Tag sechs Fundstücke und legten den Eingang der Höhle frei. Im Inneren war eine große nach hinten abschüsse Halde aus Material vom Erdrutsch zu erkennen. Wir reinigten den Großteil der bisherigen Fundstücke. Das Fundregister sah am ersten Abend wie folgt aus: 12. Heumond 1359
Nach dem Abendmahl übernahmen Fuchs und Grau die erste Wache. In der Nacht weckten sie mich dann zur Morgenwache. Es war nichts vorgefallen, weshalb ich ruhig und gelassen meine Runden drehte, bis ich ein Scheppern nahe des Waschplatzes hörte. Als ich mich leise anschlich sah ich, daß zwei Gänse dort Unsinn mit den Fundstücken anstellten. Eines der dreisten Tiere hatte es tatsächlich geschafft den alten Tonbecher über seinen Kopf zu stülpen und lief nun blind umher. Ich schlich mich an und erlegte es mit dem Dolch sobald ich es am Hals gepackt hatte, da ich nicht riskieren wollte daß es den Becher zerschlug oder damit davon flog. Ein schönes Mittagessen dachte ich mir, da werden sich die anderen freuen. Doch weit gefehlt. Die Priorin erschrak als ich sie die ausgenommene Gans am Morgen sah, Al'Faris störte sich an den Blutspuren durch das Ausnehmen und jemand brachte ins Gespräch, daß die Gans ein heiliges Tier der Katharina sei und sah auf einmal ein Zeichen wo ich nur ein Tier gesehen hatte. Zu meinem Ensetzen führte das scheinbare Katharinazeichen dazu, daß irgendjemand gegen das Thorjansgebot der Verschwendung verstieß und die Gans vergrub wie einen Verstorbenen, anstatt daß sie zubereitet wurde. Es einem Heiligen recht machen zu wollen und es sich dafür mit einem anderen verderben? Eine seltsame Art der Moral, die mir nicht so recht einleuchtete. Allerdings konnte ich nachvollziehen warum es als Zeichen der Katharina gesehen wurde. Das Wort "...heim" könnte auf einen alten Schrein der Heiligen hindeuten. Hatte ich mich an einem Katharinengesandten vergangen oder war es doch nur eine Gans? Ich wusste es nicht. Leider hatten die Gänse die meisten Fundstücke verschleppt. Wir suchten sie gemeinsam im Gelände, doch eines blieb verschwunden, Fund #6. Danach entfernten wir die Blutspuren oder warfen wenigstens Erde darauf, während sich die ersten schon wieder der Grabung widmeten. Schnell führte die Routine der Grabung, die sich schon am Morgen einstellte, dazu daß wir mit den Gedanken bei den Fundstücken und nicht mehr bei der Gans waren. Kam ich am Anfang noch hinterher mit der Reinigung der Fundstücke, so wurde ich gegen Mittag regelrecht überhäuft. Dankenswerterweise sprangen mir Fuchs und Cato bei und beteiligten sich an der Reinigung. Fanden wir erst nur Holz- und Pflanzenreste, so ging mir plötzlich das Herz auf als sich unter den Dreckschichten ein metallnes Deynkreuz in meinen Händen offenbarte. Ich starte es einige Sekunden regungslos an, während meine Finger den letzten Dreck beseite schoben, was den Schriftzug "Salomon Cain" freilegte. Für mich war dies das Prunkstück der Ausgrabung, mein ganz persöhnlicher Höhepunkt. Andächtig stellte ich es auf den Tisch und rief alle zusammen um ihnen dieses wunderschöne Stück zu zeigen. Neben all den kleinen Fundstücken fanden wir im inneren der Höhle auch einige nicht bewegliche wie Inschriften oder steinerne Gebilde. Mehrfach kam das Wort "Seelen" vor. Die Höhle selbst war ringförmig und nach hinten abschüssig, mit einer kleinen Seitenhöhle vorne links und mittig rechts. Vorne links befand sich eine größere Kaverne. In der Mitte befand sich eine dicke Felssäule, die den großteil der Decke trug. Die meisten Funde fanden wir hinten links in der Höhle, die gleichzeitig auch der tiefste Punkt der Kaverne war. Dort fanden wir neben den Kreuz wohl den wichtigsten Fund - Steine die von selbst leuchteten und womöglich einst einen Ring gebildet hatten! Am Ende der Grabung wurde im rückwärtigen Teil der Höhle noch ein Durchgang gefunden. Dahinter führte ein jäh nach unten führender Schacht in die Dunkelheit. Schmidt entdeckte dort einige Zeichen im Fels, die auf die Elementaren hindeuteten. Da wir für die Begehung des Schachtes nicht ausgerüstet waren erklärten wir die Grabung für vorerst abgeschlossen. Am zweiten Tag wurden das Fundregister um die folgenden Einträge ergänzt: 13. Heumond 1359
Herr Lehmberg beglückwünschte uns zur erfolgreichen Grabung und war von der Menge der Fundstücke beeindruckt. Auch die Priorin hatte ihr Bild von der Ausgrabungsstelle beendet, und so brachen wir das Lager ab und zogen uns zur Auswertung und Nachbesprechung in das Forscherhaus zurück. Deyn sei dank über den kürzeren und nähergelegenen Weg im Osten. Die Ergebnisse dieser Besprechung werde ich in einem zweiten Bericht darlegen, sobald sie abgeschlossen sind. Gezeichnet,
Wernher C. Rothenstein |