Jenseits des großen Kanals auf der mythischen britischen Insel liegt der Stammsitz der Familie Wessex. Mein Vater und sein Vater vor ihm, führte dort die Inselbewohner mit Klugheit und Voraussicht an, doch all dies fand vor wenigen Jahren sein Ende. Ich möchte berichten, wie es dazu kam.
Mein Vater,
Alfred, auch genannt
"Der Große" war als jüngerer Bruder nur ein einfacher Graf im Kleinkönigreich Wessex, welches von seinem
Bruder Aethelred geführt wurde. Dieser erlag allerdings einer der vielen Fehden, die zwischen den angelsächsischen Kleinkönigen geführt wurden bei einer Schlacht gegen unsere nördlichen Nachbarn in
Mercia und so ging diese Würde auf Alfred über. Als herausragender Krieger gelang es ihm schon bald, nicht nur unsere Vettern im Norden zu besiegen, er erweiterte auch unser Reich durch die Niederringung der Küstenbewohner von
Cornwall, die er bis an ihre steilen Klippen trieb und auch die reichen Lande
Ostangliens warfen sich vor ihm zu Boden. Grenzkonflikte mit Mercia wurden fortan immer zu unseren Gunsten entschieden und selbst ein Teil der walisischen Täler konnte besetzt werden. Mit seiner Gattin,
Gräfin Ealhswith von Lindsey, ging er eine kluge Ehe ein, die uns einen nördlichen verbündeten sicherte und zugleich drei Kinder unserer Dynastie hinzugebar. Meine ältere Schwester
Sophia, wurde an einen flandrischen Grafen verheiratet, ein erster Ankerwurf auf die andere Seite des Kanals, während er mich, seinen Erben
Matthew Aelfraedson mit einer gar wunderschönen Dame aus dem noch höheren Norden verheiratete. Meine Gattin
Melisant MacComgal sollte mir bald schon ein erstes Kind schenken, meine wunderbare Tochter
Balthild. Mein jüngerer Bruder
Simon wurde mit einer französischen Dynastie verheiratet und so schien unser Land zu allen Seiten hin gesichert, doch dann kam es zu einer Wende der Gezeiten, wie es wohl niemand vorhersehen konnte.
Die Nordmänner, wilde Barbaren von Jenseits der Nordsee, die unsere Lande schon lange Zeit plünderten, setzt zu einer großen Invasion an als die Männer meines Vaters gerade das
Herzogtum der Bretagne auf dem europäischen Festland eroberten. Die Entscheidungsschlacht kam und ging und mit unserem Verlust verloren wir auch beinahe alle unsere Ländereien, die fortan das mächtige
Jarltum Lothian bilden sollten.
Mein Vater jedoch war nicht bereit aufzugeben, so versuchte der die fremdländischen bretonischen Herrscher zu beschwichtigen, unsere Kulturen zu vereinen und ging gar ein Bündnis mit dem mächtigen
Herzog von Aquitanien ein. Ein großer Fehler, so zog uns dieser sogleich in einen der vielen innerfranzösischen Streitereien herein, was unsere geschwächten Truppen weiter ausdünnte. Als dann der Papst zum
Kreuzzug gen Jerusalem aufrief, folgte mein Vater, der zeitlebens ein gläubiger Katholik war und ich war an seiner Seite, als wir im Heiligen Land der Schar der Ungläubigen gegenüberstanden. Doch der Herr hat uns in dieser Zeit der Not verlassen, nicht nur der Krieg ging verloren, sondern auch mein Vater, dessen Leiche ich persönlich heimtrug.
An den bretonischen Gestaden angekommen, traf mich beinahe der Schlag. Mein Bruder herrschte durch die Bundteilung beinahe über das gesamte Land, denn er erbte das
Herzogtum der Bretagne, während ich die wertvolleren, jedoch faktisch nicht mehr existenten Titel meines Vaters auf dem Festland, wie einige kleinere Ländereien meiner Mutter in Linsey erbte. Die besiegte Kreuzfahrerarmee kehrte in ihre Behausungen zurück, doch mir war klar, dass ich schnell handeln musste, denn in nur wenigen Monaten würden die reichen bretonischen Grafschaften meinen Bruder
Simon mit mehr Soldaten ausstatten und somit die
Teilung von Wessex festschreiben. Mit einer Söldnerarmee und den Resten der Kreuzfahrer belagerte ich eiligst seine Hauptstadt und konnte mit diesem Streich meinen Bruder zu meinem Vasallen machen.
Nun stehen wir hier also auf dem europäischen Festland, doch die Nordmänner haben sich bereits wieder zerstritten, Lothian ist auch schon zersplittert. Nun beginnt der lange Weg heim, denn während mein Vater sich der bretonischen Kultur hingab, blieb ich unseren angelsächsischen Traditionen treu, ich habe unsere Heimat nicht aufgegeben!